Die Klimakrise hat die Landwirtschaft längst voll erreicht. Sie ist gefordert, sich so gut wie möglich an Hitze, Dürren und Starkregen anzupassen. Denn das Risiko von höheren Ernteeinbußen, Futterengpässen, Tierverlusten und extremen Preisschwankungen steigt. Auch in Deutschland. Ein nasser Herbst 2023, ein rekordwarmer Frühling 2024 mit Spätfrösten, vielerorts Hochwasser und ein feuchter Sommer mit zahlreichen heftigen Unwettern führten zu geringeren Erträgen. Es muss also neben dem Klimaschutz auch zunehmend um Maßnahmen der Klimavorsorge gehen, damit die Landwirtschaft zukunftsfest wird und bleibt. Nicht ohne Grund versuchen viele Betriebe bereits heute schon, sich an das veränderte Klima anzupassen.
Fruchtbare Böden und ausreichend Wasser sind essenziell, um auch in Zukunft gute Ernten zu erzielen und die Ernährung in Deutschland zu sichern. Eine artenreiche, ökologische Landwirtschaft baut Humus im Boden auf und erhöht somit ihre Wasserspeicher- beziehungsweise Wasseraufnahmefähigkeit. Humus kann das Fünffache seines Gewichts an Wasser speichern. Um mehr Wasser in der Landschaft zu halten, brauchen wir mehr Bäume und Hecken, kleinere Schläge und mehr Wiesen. Auch eine flächengebundene Tierhaltung trägt langfristig zu einem naturnahen Wasserhaushalt und zu funktionsfähigen Gewässerökosystemen bei.
Gut angepasst: Grünland erhalten, mehr Bäume und Hecken in der Landschaft
Schatten spendende Bäume und eine weitgehende Bodenbedeckung auf dem Ackerland können Hitzeextreme im Boden reduzieren. In Mitteleuropa nimmt die Intensität der Hitzeextreme im Boden um 0,7 Grad pro Jahrzehnt schneller zu als in der Luft. Auch nimmt die Zahl der Tage mit Hitzeextremen im Boden doppelt so schnell zu wie in der Luft. Robuste Sorten, tiefer wurzelnde Pflanzen und vielfältige Fruchtfolgen sorgen dafür, die Ernten zu stabilisieren. Je stabiler die Ernten, desto stabiler sind auch die Erzeuger- und Lebensmittelpreise. Dies ist gut für die Landwirt*innen und die Verbraucher*innen.
Die „Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) ist das wichtigste Förderinstrument des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) für die Verbreitung von Klimaanpassungsmaßnahmen. Auch für das Jahr 2025 konnte trotz der Einsparungsvorgaben des Bundesfinanzministeriums die Mittel in Höhe von 907 Millionen Euro gesichert werden. Über die GAK können Investitionen landwirtschaftlicher Betriebe in wassersparende Bewässerungsanlagen und vorbeugende Maßnahmen wie Frostschutzberegnungsanlagen und Hagelschutznetze gefördert werden. Im Ackerbau erhalten Landwirt*innen Unterstützung, wenn sie vielfältige Kulturen anbauen und Ackerland dauerhaft in Grünland umwandeln wollen. Gefördert werden ebenso das Anliegen von Hecken, Knicks, Baumreihen, Feldgehölzen oder Erosionsschutzstreifen, die das Ackerland besser gegen Erosion durch Wind und Wasser schützen. Für die Durchführung des GAK-Rahmenplans sind die Bundesländer zuständig, das heißt, sie entscheiden, ob und in welchem Umfang sie diese Fördermaßnahmen anbieten.
Der Öko-Landbau bringt viele Ökosystemleistungen
Der Öko-Landbau ist für die Bundesregierung aus gutem Grund das Leitbild für eine nachhaltige Landwirtschaft. Er schützt in besonderem Maße Klima und Artenvielfalt, Boden, Wasser und Luft. Auch wenn es um die Klimaanpassung insbesondere mit Blick auf Erosionsschutz geht, zeigt der ökologische Landbau eindeutige Vorteile. Der Gehalt von organischem Kohlenstoff im Boden ist um 26 Prozent höher. Das heißt, das Wasser wird besser gefiltert und gespeichert, die Bodenstruktur bleibt besser erhalten und die Nährstoffversorgung gesicherter. Eine Verschlämmung des Bodens tritt bei Regen um 15 Prozent weniger häufig auf. Und, Wasser versickert im Boden viel besser als im konventionellen Anbau. Der Unterschied liegt bei 137 Prozent. Die Bodenerosion und das oberflächliche Abfließen von Wasser sind unter ökologischer Bewirtschaftung niedriger, was vor allem auf den Klee- und Luzernegras-Anbau zurückzuführen ist.
Aufgrund der vielen positiven Eigenschaften für Klimaschutz und Klimaanpassung, sowie für den Natur- und Umweltschutz, halten wir weiterhin am Ziel 30% Ökolandbau bis 2030 fest. Die Ende letzten Jahres veröffentlichte „Biostrategie 2030“ stellt einen Meilenstein auf dem Weg zu einer ökologischen Ernährungs- und Landwirtschaft dar. Damit Verbraucher*innen bewusst Entscheidungen für Bio-Lebensmittel treffen können, haben wir eine eigene Bio-Stufe bei der Tierhaltungskennzeichnung bei frischem Schweinefleisch eingeführt. Außerdem gibt es dank uns ein neues Bio-Label für Kantinen und Restaurants, welches in drei Stufen den Bio-Anteil der Kantine oder Mensa anzeigt. Wir haben das Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) auf 40 Mio. € deutlich aufgestockt und so umgestaltet, dass tatsächlich nur Öko-Projekte profitieren. In der restlichen Legislatur arbeiten wir daran, dass mindestens 30 Prozent des Landwirtschaftsforschungsbudgets in die Öko-Forschung investiert wird, um so die Produktionslücke zwischen ökologischer und konventioneller Landwirtschaft schließen zu können.
Agroforst, der Game Changer
In Deutschland haben wir dafür gesorgt, dass Agroforstsysteme seit Januar 2023 endlich rechtssicher angelegt werden können. Bund und Länder haben sich vorgenommen, die mit Agroforst bewirtschaftete Fläche bis 2026 auf 200.000 Hektar auszuweiten. Nicht ohne Grund. Produktive Gehölzstreifen können nämlich einen enorm wertvollen Beitrag zur Klimaanpassung leisten und das betriebswirtschaftliche Risiko der landwirtschaftlichen Betriebe streuen. Das Spektrum reicht von Streuobstwiesen über Baumreihen im Ackerbau bis hin zur syntropischen Agroforstwirtschaft. Letzteres beinhaltet, dass Waldstrukturen nachgeahmt und der Boden kontinuierlich bedeckt wird. Allen ist gemeinsam, dass sie vielfältige Lebensräume für unterschiedliche Tierarten bieten und längere Trockenperioden besser überstehen, weil sich durch die Schatten spendende Bäume das Mikroklima auf dem Feld verbessert und weniger Wasser verdunstet. Sie schützen den Boden auch vor der Erosion fruchtbarer Erde durch Wind und Wasser. Kurzum, Agroforstsysteme sind ein wichtiger Pfeiler einer Landwirtschaft, um die Ernährung in Zeiten der Klima- und Biodiversitätskrise zu sichern.
Seit dem Jahr 2023 gibt es in der GAK die „Investitionsförderung zur Einrichtung von Agroforstsystemen“, das heißt, die Länder können diese Förderung anbieten. Aktuell wird diese Option noch zögerlich genutzt, jedoch zeigen immer mehr Länder Interesse an der Umsetzung. Das BMEL will Agroforstsysteme auch mit Änderungen im nationalen Strategieplan der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) attraktiver gestalten und Landwirt*innen den Einstieg erleichtern. Seit 2024 werden Agroforstsysteme mit 200 Euro proHektar gefördert. Anfang August 2024 hat das BMEL zwei Änderungen bei der EU-Kommission eingereicht. Die Gehölzstreifen brauchen in Zukunft nicht mehr drei Meter breit sein. Auch müssen Landwirt*innen nicht mehr lange Formulare ausfüllen. Die Verpflichtung zur Vorlage eines Nutzungskonzeptes bei Agroforstsystemen soll nämlich entfallen. Die Förderanforderungen über GAP und GAK sind aufeinander abgestimmt und ergänzen sich.
Boden schützen mit Mulchgeräten und Messerbalkenmähwerken
Mit dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) verfolgt die Bundesregierung das Ziel, den Zustand der Ökosysteme in Deutschland zu verbessern und gleichzeitig einen dauerhaften Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Neben großflächiger Renaturierung von Moorböden – ein zentraler Beitrag sowohl zum Klimaschutz als auch zur Klimaanpassung in der Landwirtschaft - stellt seit Ende Juni 2024 das Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz 100 Millionen Euro für Maschinen und Geräte bereit, damit Landwirt*innen den Boden schonend und das Grünland extensiv bewirtschaften können. Sei es durch die Förderung von Messerbalkenmähwerke für die insektenschonende Grünlandernte oder Mulchgeräten. Wenn gesät oder gepflanzt wird, öffnen Mulchgeräte die Streumatte, damit Samen oder Setzlinge in den Schlitz fallen können. Wie ein Reißverschluss drücken danach zwei schrägstehende Räder den Boden wieder zusammen. Der Boden ist so dauerhaft durchwurzelt und bedeckt, somit besser vor Wetterextremen geschützt.