17 Mai 2024

Event Persecution and Reconciliation – Three years of restitution in German nationality law

Eine Gruppe steht in einem Veranstaltungsraum.
Nachfahren von Überlebenden des nationalsozialistischen Regimes im Bundestag waren bei der Bundestagsfraktion zu Gast. Es war eine tief bewegende Veranstaltung. Luzi Wieland
  • Am 17. Mai 2024 hatte die Grüne Bundestagsfraktion die Ehre, Nachfahren von Überlebenden des nationalsozialistischen Regimes im Bundestag zu begrüßen.
  • Auf Einladung der Bundestagsfraktion kamen Nachfahren der Überlebenden aus der ganzen Welt, die sich entschieden haben, die deutsche Staatbürgerschaft anzunehmen.
  • Die Wiedergutmachung im Staatsangehörigkeitsrecht ist ein historischer Schritt aus der Herzkammer unserer Demokratie bei der Anerkennung der deutschen Verantwortung und der Wiederannäherung nach der Shoah.

 

16.00

Registration / coffee break

16.15

Welcome

Filiz Polat MP
Parliamentary Secretary of
Alliance 90/The Greens (Moderation)

Britta Haßelmann MP
Chairwoman
Alliance 90/The Greens parliamentary group in the German Bundestag

16.25

Speeches

Lamya Kaddor MP
Spokeswoman on internal affairs
Alliance 90/The Greens parliamentary group

Isabelle Couchman
Article 116 Reconciliation Project

16.40

Reading of testimonials

Alexandra Kelly. Text on Ursula Kantor

Mia and Donald Rasmussen. Text on Lore May Rasmussen

Ben Strauss. Text on Emma and George Strauss

Johann Heidbreder. Texts on George Shefi, Hazel Chowcat and Carter Bravmann

Moritz Thiel. Text on Simon James (in German)

Leonie Delfs. Text on Claire Duncan (in German)

Emily Kelly. Text on Ursula Kantor

17.25

Closing remarks

Marlene Schönberger MP
responsible for the promoting of Jewish life and combating antisemitism
Alliance 90/The Greens parliamentary group

17.30 Get-together
18.30 End of event

 

Filiz Polat, Parlamentarische Geschäftsführerin und Berichterstatterin für das Staatsangehörigkeitsrecht, dankte den Gästen für diesen Schritt der Annäherung und erklärte: „Vor drei Jahren wurde das deutschen Staatsangehörigkeitsrecht reformiert - ein überfälligen Akt der Wiedergutmachung, der vielen Nachkommen von Opfern des Naziregimes, die zuvor übersehen worden waren, einen Weg eröffnet hat. […] Und das 75 Jahre nach der Verabschiedung des Grundgesetzes, das für ein demokratisches, freies und pluralistisches Land steht, ein Land, das bestrebt ist, die Lehren aus den Verbrechen des faschistischen Unterdrückungsregimes zu ziehen, unter denen viele Ihrer Vorfahren zu leiden hatten und vor denen sie fliehen mussten.“

Im Jahr 2021 schaffte der Deutsche Bundestag die „gesetzlichen Ansprüche zur staatsangehörigkeitsrechtlichen Wiedergutmachung“ für die Einbürgerung früherer NS-Verfolgter und deren Nachkommen (19/30939), die keinen Anspruch aus Artikel 116 Absatz 2 des Grundgesetzes ableiten konnten. Vor Beginn der Veranstaltung wurden die Gäste nach einer Sonderführung durch den Bundestag von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas im Protokollsaal des Deutschen Bundestages empfangen. Nach einem bewegenden Austausch und einem gemeinsamen Foto wurden die Gäste von Britta Haßelmann, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen begrüßt. Sie betonte, dass die Beantragung der Staatsbürgerschaft bei der Täternation ein großes Zeichen persönlicher Größe sei und für die Bundesrepublik ein Anlass für Demut und Dankbarkeit.

Lamya Kaddor, innenpolitische Sprecherin der Fraktion, hob hervor: „Wir müssen gemeinsam aufstehen, uns an das Geschehene erinnern und uns für eine lebendige und vielfältige jüdische Gemeinschaft in diesem Land einsetzen.“ Marlene Schönberger, Abgeordnete und Berichterstatterin für jüdisches Leben, mahnte eine kritische Auseinandersetzung mit Kontinuitäten in der postfaschistischen deutschen Gesellschaft an.

Isabelle Couchman, gemeinsam mit ihrem Ehemann Felix Initiatorin der Art. 116 Exclusions Group, bedankte sich bei der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und unterstrich in ihrer Rede die Bedeutung des Erinnerns: „Im Laufe der Jahre, in denen ich Hunderten von Menschen zugehört habe, wurde mir immer wieder gesagt, dass das Vergessen eine der größten Ängste der Shoah-Überlebenden sei. Deshalb sind wir heute hier, um den Berichten von Überlebenden und deren Angehörigen zuzuhören, die sich dafür entschieden haben, die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen und was die Wiedererlangung der deutschen Staatsbürgerschaft für sie und ihre Familien bedeutet hat.“

Alexandra und Emily Kelly, Mia und Donald Rasmussen, Ben Strauss, Moritz Thiel, Leonie Delf und Johann Heidbreder teilten die bewegenden Geschichten ihrer von den Nationalsozialisten verfolgten Vorfahren und anderer Überlebender, die sich für Wiedereinbürgerung entschieden. So berichtete Emily Kelly über ihre Großmutter Ursula Kantor: „Natürlich wünschte ich, Sie alle hätten meine Großmutter so gekannt wie ich. Doch mit Ihren Bemühungen im Rahmen der „Article 116 Exclusions Group“ lassen Sie ihren Geist weiterleben. Dafür kann unsere Familie Ihnen gar nicht genug danken.“ Ihre Zwillingsschwester Alexandra ergänzte: „Ursulas Antrag auf Anerkennung der deutschen Staatsbürgerschaft wurde 2020 – an ihrem 88. Geburtstag und nur drei Wochen vor ihrem Tod – genehmigt. Sie war überglücklich! […] Worauf es ihr ankam, war die Tatsache, dass ihre deutsche Identität formell anerkannt und ein Unrecht der Vergangenheit korrigiert worden war. Der emotionale Wert, den diese Wiederannäherung für Ursula hatte, darf nicht unterschätzt werden. Dies war die Wiedergutmachung und Versöhnung, die sie zeitlebens ersehnt hatte.“