Pressemitteilung vom 23.07.2024

Gerichtsprozess statt olympische Bühne: keine Ausnahme für Omar Aroub

Zu den Berichten, dass Omar Aroub Teil der syrischen Delegation bei den Olympischen und Paralympischen Spielen 2024 sein wird, erklären Lamya Kaddor, stellvertretendes Mitglied im Auswärtigen Ausschuss, und Boris Mijatovic, Sprecher für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe:

Der Studentenkader Omar Aroub soll ein führender Beteiligter der brutalen Niederschlagung von Uni-Protesten während der Syrischen Revolution gewesen sein. Trotzdem soll er laut Medienberichten, die sich auf die Recherche und Zeugenbefragung eines syrischen Oppositionsnetzwerkes berufen, Teil der syrischen Delegation bei den Olympischen Sommerspielen und Paralympics in Paris sein. Das ist zynisch und völlig inakzeptabel. Der Sport und besonders Olympia stehen für Freundschaft und Respekt. Ein mutmaßlicher Straftäter wie Omar Aroub, der im Verdacht steht, sich willkürlicher Verhaftungen, brutaler Tötungen und dem Verschwindenlassen von Demonstrant*innen schuldig gemacht zu haben, gehört vor ein ordentliches Gericht – und nicht auf die olympische Bühne. Unerträglich, dass ein Kriegsverbrecher des syrischen Regimes unbehelligt an den Spielen teilnehmen darf, während weiterhin Oppositionelle in den Gefängnissen des Regimes verschwinden.

Dass Omar Aroub Vorsitzender des nationalen Paralympischen Komitees in Syrien geworden ist, schadet dem Ansehen des Sports. Solange der Vorwurf von Kriegsverbrechen im Raum steht, sind das Internationale Olympische Komitee (IOC) und das Internationale Paralympische Komitee (IPC) in der Pflicht, Omar Aroub nicht zu den Olympischen Sommerspielen und Paralympics in Paris zuzulassen. Das diesjährige Olympische Motto „Ouvrons grands les Jeux“ („Offene Spiele“) darf nicht für mutmaßliche Straftäter gelten. Der Sport muss seiner menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht gerecht werden.

Darüber hinaus trägt das offensichtliche Achselzucken des IOC bei syrischen Kriegsverbrechern weiter dazu bei, schlimmste Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen zu normalisieren, wie sie von Anhängern des Regimes bis heute begangen werden. Das passt genau in Assads Drehbuch der Rückkehr auf das internationale Parkett. Für uns bleibt jedoch klar: Eine bedingungslose Normalisierung mit dem syrischen Regime darf es nicht geben.