Rede von Ulle Schauws Kindertagesstätten

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06.05.2020

Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Familien und insbesondere Kinder tragen eine sehr große Last bei der Bewältigung der Pandemie. Von einem Tag auf den anderen wurden sie aus ihrer gewohnten Struktur gerissen: Die Kita ist geschlossen, Eltern werden zu Hilfslehrerinnen und ‑lehrern, kein Besuch bei den Großeltern, kein Treffen mit Freundinnen und Freunden, kein Miteinanderspielen; Besuche im Zoo und im Museum sind gestrichen.

Die Jugend- und Familienministerkonferenz hat vergangene Woche einen, wie ich finde, guten Rahmen vorgelegt, wie eine stufenweise Öffnung der Kindertagesbetreuung in Anlehnung an das Infektionsgeschehen und unter Beachtung der Risikofaktoren erfolgen kann. Darin geht sie auch auf Aspekte der kindlichen Entwicklung und besondere pädagogische Unterstützungsbedarfe ein.

Bereits jetzt sind Kinder aus armen Verhältnissen häufiger sozial isoliert, gesundheitlich beeinträchtigt und in ihrer gesamten Bildungsbiografie deutlich belasteter als Kinder in gesicherten Einkommensverhältnissen. Durch die Kitaschließungen werden sie in ihrer Entwicklung noch einmal zurückgeworfen. Daher müssen Kinder mit besonderen Unterstützungsbedarfen bei den Öffnungsschritten prioritär berücksichtigt werden.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ein alleiniges Abstellen auf die Bedarfe der Eltern wie in dem vorliegenden Antrag greift aus unserer Sicht zu kurz. Wir Grünen begrüßen, dass die Regelungen für die Notbetreuung in Kitas und Schulen erweitert wurden. Das gilt insbesondere für die 1,5 Millionen Alleinerziehenden; davon sind rund 90 Prozent Frauen. Und auch in Paarfamilien sind es überwiegend die Frauen, die sich zwischen Homeoffice, Homeschooling und Kinderbetreuung zerreißen müssen. Fast alle mit Kindern unter drei Jahren arbeiten in Teilzeit, und – das sage ich ganz offen – es ist zu befürchten, dass sie aufgrund geringerer Gehälter jetzt beruflich zurückstecken.

Wenn das nicht mit einer Entgeltersatzleistung abgefedert wird, sind alle Bemühungen der vergangenen Jahre zur besseren Vereinbarkeit von Familie mit Beruf und höherer Müttererwerbstätigkeit verpufft. Wir fordern daher, die im Infektionsschutzgesetz verankerte Lohnentschädigung für Eltern zu verlängern und zu einem Coronaelterngeld weiterzuentwickeln.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Katrin Werner [DIE LINKE])

Damit entlasten wir die Eltern und setzen Anreize, sich die Betreuung der Kinder partnerschaftlich zu teilen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es geht nicht darum, wer am lautesten ruft oder die beste Lobby hat. Es geht darum, Kinder und Familien in der Coronakrise abzusichern und ihnen eine klare Perspektive zu geben, unter welchen Bedingungen die Kindertagesbetreuung wieder schrittweise geöffnet werden kann; denn das ist jetzt für Kinder und Familien geboten.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich:

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Der nächste Redner für die CDU/CSU-Fraktion ist der Kollege Maik Beermann.

(Beifall bei der CDU/CSU)