Rede von Dr. Anton Hofreiter Beitritt Kroatien zum Euroraum
Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist einfach klasse, dass mit Kroatien inzwischen das 20. Land Mitglied der Eurozone ist.
(Norbert Kleinwächter [AfD]: Noch nicht! Erst ab dem 1. Januar 2023!)
Das zeigt: Auch wenn es schwierig ist, auch wenn es harte Zeiten sind: Die europäische Einigung schreitet trotz aller Unkenrufe voran, und das ist gut für uns alle.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP – Zuruf von der AfD: Na ja!)
Kroatien hat eine ganze Reihe guter Reformen auf den Weg gebracht. Es hat sich damit selbst erarbeitet, Mitglied der Eurozone zu werden. Ich finde, die Leistung muss man anerkennen. Ich finde auch, man muss all denjenigen, die die mühevollen Reformen durchgezogen haben, dankbar sein. Es ist nicht immer einfach, solche Reformen im eigenen Land durchzuziehen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)
Es hat auch einen ganz praktischen Nutzen, wenn es dort bald den Euro gibt. Das wird jeder merken, der gerne in den Urlaub fährt. Kroatien ist ein schönes Land. Ich war als Kind öfter dort.
(Martin Reichardt [AfD]: Mit dem Fahrrad?)
Es hat eine schöne Küste. Nun hat man den großen Vorteil, dass man keine Wechselkursprobleme mehr hat. Vielmehr kann man einfach in der Währung, die man kennt, bezahlen. Das ist angenehmer und auch praktisch. Für ein Land wie Kroatien, das eine große Tourismusindustrie hat, ist das auch ein großer ökonomischer Gewinn. Ich finde, darüber kann man sich freuen. Da wir Deutschen gerne reisen, freuen wir uns mit all den Menschen, die vorhaben, dort Urlaub zu machen. Man könnte einfach mal weniger verbissen, weniger vergnatscht, weniger gehässig sein
(Dr. Alice Weidel [AfD]: Ja, natürlich!)
und sich einfach mal mit Menschen freuen, denen es besser gehen wird und die eine schönere Zukunft haben.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)
Aber es geht nicht nur um das Schöne und darum, dass man unbeschwerter und unkomplizierter Urlaub machen kann. Die Westbalkanregion ist eine Region, wo autoritäre Mächte und Diktaturen wie Russland und China versuchen, Einfluss zu nehmen. Deshalb ist es in unser aller Interesse, dass es auf dem Westbalkan mit der Integration in die Europäische Union vorangeht. Daran haben wir ein hohes Eigeninteresse; denn wir sehen, dass Russland unser Gegner, ein harter Gegner, ist, und auch China wird immer mehr zum Systemwettbewerber. Deshalb ist es geopolitisch klug, dass wir uns mehr um die Region kümmern.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP – Martin Reichardt [AfD]: Ist das der grüne Franz Josef Strauß, oder was?)
Die Bedeutung von Kroatien für die Region ist groß. Deswegen müssen wir in Richtung Kroatien klar sagen: Nationalistische Töne und die Einmischung in Bosnien-Herzegowina sind ein Problem. Deshalb müssen wir uns gemeinsam stärker um die Region kümmern. Nordmazedonien und Albanien haben einen Anspruch darauf, dass wir die Gespräche endlich starten. Wir müssen uns um den Kosovo kümmern, was die Visaliberalisierung angeht. Wir müssen auch klarer gegenüber Serbien auftreten.
Vizepräsident Wolfgang Kubicki:
Kommen Sie zum Schluss, bitte.
Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Und wir müssen Montenegro bei seinen Bemühungen, das nächste Mitglied der Europäischen Union zu werden, unterstützen.
Vielen Dank.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)
Vizepräsident Wolfgang Kubicki:
Vielen Dank, Herr Kollege Dr. Hofreiter. – Als nächster Redner hat das Wort der Kollege Andreas Scheuer, CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)