Rede von Tina Winklmann Anerkennung und Digitalisierung in der beruflichen Bildung

Tina Winklmann
14.06.2024

Tina Winklmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Kolleginnen und Kollegen! Liebe Bürgerinnen und Bürger! Wir haben heute schon wirklich viel gehört über das neue Berufsbildungsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Anna Christmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jawoll!)

Das ist so ein ungeschmeidiger Titel; aber es geht ja um den Inhalt, und der ist gut.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der FDP)

Mit dem Gesetz gehen wir einen wichtigen Schritt in Richtung Fachkräftesicherung und erkennen das Fachkräftepotenzial an, das wir bei uns im Land haben. In Zeiten, in denen das Schlagwort „Fachkräftemangel“ überall aufkommt, ist es längst überfällig, starre Muster aufzubrechen. Das tun wir hier. Wir zeigen, dass Berufsbildung nicht immer nur auf einem Weg funktionieren kann und muss. Denn wenn wir uns umschauen, sehen wir viele, viele Menschen, die zwar keinen formalen Berufsabschluss haben, sich aber über viele Jahre und Jahrzehnte wirklich einen Schatz an Fachwissen aufgebaut haben. Das müssen wir endlich anerkennen, das müssen wir würdigen, und das tun wir mit diesem Gesetz.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der FDP)

Deswegen bin ich sehr froh, dass wir mit diesem Gesetz die Realität anerkennen und Menschen dort abholen, wo sie sind. Denn mit dem Gesetz schaffen wir die Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, individuelle berufliche Ziele zu erreichen und gleichzeitig aber auch den hohen Qualitätsstandard unserer dualen Ausbildung zu sichern.

Ich freue mich auch wirklich sehr, dass wir es geschafft haben, im parlamentarischen Verfahren die 25 Jahre als die untere Altersgrenze festzuschreiben. Denn wie wir heute schon gehört haben – das kann man nicht oft genug sagen –: Die duale Ausbildung ist bei uns immer noch der Königsweg, und die wollen wir schmackhaft machen.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der FDP)

Wir brauchen die duale Ausbildung. Sie ist die Basis für eine starke Wirtschaft, für eine zukunftsfähige Industrie und für unser Handwerk; denn ohne unser Handwerk geht sowieso nichts. Deshalb muss die duale Berufsausbildung für junge Menschen immer den Vortritt haben. Es ist eben auch eine der besten Ausbildungen.

Ich muss dazusagen: Ich spreche da aus Erfahrung; denn ich habe selbst eine duale Berufsausbildung und bin den klassischen Weg gegangen, von der Schule in den Betrieb. Ich habe eine duale Ausbildung als Verfahrensmechanikerin gemacht und dann über 20 Jahre in meinem Beruf als Fachkraft gearbeitet – ja, auch auf Schicht. Die duale Ausbildung hat mir dabei die beste Basis für mein Berufsleben gelegt.

Viele meiner wirklich wunderbaren Kolleginnen und Kollegen haben denselben Weg hinter sich, aber andere eben auch nicht. In meinem Team auf meiner Schicht gab es Kolleginnen und Kollegen, die eben keine formale Ausbildung hatten, sich aber zur Produktionshelferin oder zum Produktionshelfer hochgearbeitet und über die Jahre einen umfangreichen Wissensstand erarbeitet haben. Aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen: Nach zig Jahren im Betrieb macht das oftmals keinen Unterschied mehr. Das ist die Realität. Im Betrieb heißt es für uns alle jeden Tag dazulernen und sich auf was Neues einlassen. Mit diesem Gesetz gehen wir genau den richtigen Schritt, indem wir es ermöglichen, praxisnah zu arbeiten und die berufliche Bildung anerkennen zu lassen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Es geht auch darum, Menschen die Chance zu geben, weiterzumachen, ihren Techniker oder Meister zu machen oder eben leidenschaftlich als Facharbeiter/-in dem Job nachzugehen und zu wissen: Es wird gewürdigt, was ich hier geleistet habe. – Das tun wir, und das gehen wir mit diesem Gesetz an.

Eben wurde es schon angesprochen: Inklusion. Endlich! Es ist wirklich Zeit geworden, dass dieses Gesetz Menschen mit Handicaps mitdenkt; denn nur so funktioniert Teilhabe. Wir müssen an alle denken, alle mitnehmen. Das ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Es ist Zeit geworden.

Also: Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dieses Gesetz jetzt erfolgreich umzusetzen, weiterzuführen, damit Deutschland als beruflichen Bildungsstandort weiterhin zu sichern, und nach vorne gehen!

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

Präsidentin Bärbel Bas:

Als Nächster hat das Wort für die CDU/CSU-Fraktion Thomas Jarzombek.

(Beifall bei der CDU/CSU)