Grüne Tulpe - Rank Xerox: 1:2

19.06.2007

Trockene Argentinier dokumentieren Drucksicherheit - Grüne Tulpe nur in Graustufen

Xerox ist griechisch und heißt "der Trockene". Und das trifft voll und ganz zu – vielmehr zumindest als Rank, das waren nämlich nicht mehr alle. Ja, die Druck-Fußballer von Rank Xerox sind trocken hinter den Ohren. Ihre weise Spielweise brachte ihnen einen schönen Sieg gegen die Grüne Tulpe, die ihren Namen in diesem Spiel mit ebenso viel Recht trug: Die Tulpen waren wirklich noch etwas zu grün, um diesen Gegner zu schlagen.

Kämpferischer Einsatz, Laufbereitschaft, Manndeckung, Schnelligkeit und Technik all das war da, aber gegen die geradezu argentinisch spielenden Trockenen war all das einfach zu wenig. Mit kurzen Pässen und viel Geduld ließen die Xerox-Kicker den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren und spielten sich mit der Präzision eines halbleiterbeschichteten Computerchips nach vorne. Zweikämpfe hatten sie gar nicht nötig, und wenn es doch einmal zu einem direkten Duell kam, dann setzten sie den Tulpen die notwendige Härte und im richtigen Moment auch kleine, taktische Fouls entgegen – aber alles im Rahmen eines wirklich fairen Spiels, das der Schiedsrichter keine Mühe hatte, souverän zu leiten.

Nach einem anfänglichen Abtasten begannen die Tulpen Halleluhja-Fußball und griffen früh an, aber das ohne die notwendige Koordination. So arbeiteten die Offensivkräfte umsonst – und das ohne Auswechselspieler. Und die Tintenkleckser spielten sich souverän nach vorne. Dennoch blieben klare Chancen Mangelware auf beiden Seiten. Die Tulpen wehrten sich nach Kräften, doch dominieren taten die griechischen Argentinier, die ihrerseits nur nach Standardsituationen Gefahr auf das Tor von Jochen Hake brachten. Den einzigen schnell in die Spitze getragenen Angriff konnte der sicher aus dem Eck zur Ecke klären. Aber gerade diese Ecken hatten es in sich. Zwei-, dreimal gelang es den zum Teil baumlangen Kerls zum Kopfball zu kommen. Doch mal sprang er über das Tor, mal wurde er nur Richtung hinterer Eckfahne verlängert. So blieb es beim 0:0 zur Halbzeit.

In der Pause gab Tulpe-Spielertrainer Sebastian Wienges strikte Anweisung, erst in der eigenen Hälfte anzugreifen, um Kräfte zu sparen und Räume enger zu machen – ein Fehler, wie sich dann zeigen sollte. Doch zunächst schienen die Tulpen besser ins Spiel zu kommen. Zwei gute Kombinationen gleich nach der Pause brachten sie zweimal vor das gegnerische Tor. Eine Hereingabe von rechts landet auch tatsächlich bei der freien, einzigen Tulpen-Spitze Ralf Südhoff, der auf sich allein gestellt durch ein großes Laufpensum und geschicktes Verschieben immer wieder Löcher riss oder anspielbar wurde. Der nahm die Flanke aber direkt und konnte den Ball nicht hart und genau genug platzieren, so dass er den guten Drucker-Torwart nicht wirklich unter Druck setzen konnte und vor keine unlösbare Aufgabe stellte.

Kurz darauf dann die verdiente Führung für die High Tech-Vertreter. Nach einer abgewehrten Ecke schießt Giga Xerox ins Gewühl, der Ball fällt Tera Xerox vor die Füße. Der drückt wiederum ab und trifft wieder nur den Teil der Tulpenabwehr, der herausläuft. Und wieder springt der Ball diesmal zur Seite Gogol Xerox vor die ballempfindliche halbleiterbeschichtete Druckertrommel. Doch die Ladung ist nicht perfekt, der Schuss geht ins inzwischen etwas gelichtete Gewühl im Fünfmeterraum zu Nano Xerox. Andre Bornstein hebt zwar Abseits, nicht aber die Chance auf, und kommt nicht mehr an den Ball heran, den Nano geschickt über seine Innenseite ins lange Eck rutschen lässt. Yahoo! 1:0.

Danach macht die Tulpe noch nicht wirklich auf. Die hinter den Ohren trockenen, ansonsten aber durchaus verschwitzten Laserdrucker beherrschen Ball und Gegner und demonstrieren eine Gelassenheit und Geduld, wie sie die Tulpen selbst im Trainingslager kaum einmal länger als 30 Sekunden aufbrachten. Als verhängnisvoll erweist sich nun die Anweisung, erst in der eigenen Hälfte anzugreifen, wenn die Argentinier sich den Ball in ihrer Hälfte zuschieben. Wenn die Tulpen doch einmal vor das Trocken-Tor kommen, gelingt ihnen dies meist dank Einzelaktionen des starken Andre Bornstein. Als der den frisch vermählten Asgar Ergin vor das Tor dirigiert und ihm einen Einwurf auf den Fuß in den Fünfmeterraum serviert, kann Torwart Toner Xerox, genannt Tinten- Turek, gar nicht mehr reagieren. Nur gut, dass er die Arme schon oben hatte und der Ball genau zwischen diesen klemmen bleibt. Vermutlich weiß er noch immer nicht, wie er diesen Ball gehalten hat. "Toner, du bist ein Teufelskerl. Turek, du bist ein Fußballgott!"

Die Druckerkolonne bleibt bei Standards gefährlich, beschränkt sich ansonsten darauf, das Spiel zu kontrollieren. Eine Ecke bringt dann auch die Entscheidung. Hartwig Mayer deckt Mega Xerox, der Ball fliegt heran, Hartwig Mayer springt hoch, doch der Ball ist noch deutlich über seinem Kopf. Ungefähr da, wo Mega Xerox' Kopf ist. Der nickt ihn Richtung Tor und Jochen Hake kommt zwar noch mit den Fingerspitzen an den Ball, doch der klatscht unter die Latte – der Ball, nicht Jochen Hake – und springt von da hinter die Linie zum 2:0.

Nun macht die Tulpe auf, greift in der gegnerischen Hälfte an und tatsächlich gelingt es, das Spiel in die Kopiererhälfte zu verlagern. Doch eine um die andere Hereingabe landet in den sicheren Fangarmen des Xerox-Keepers. Bis der nach einer Ecke ins Getümmel gerät und sich entscheidet zu fausten. Doch der Ball bleibt im Strafraum. Die Trockenabwehr läuft heraus, doch das hätte sie nicht tun sollen, denn irgendwie kommt der Ball vor die Füße von Andre Bornstein, der nun allein mit Ball und Torwart im Fünfmeterraum ist und kompromisslos abzieht. Und da hat auch Toner keine Chance. 2:1. Sollte doch noch etwas möglich sein?

Die Tulpe wirft nun alles nach vorne. Positionen sind nun Makulatur, es zählt nur noch, wer in der Nähe des Balles ist. Und immer wieder gelingt es den Tulpen, den nun erheblich unter Druck stehenden Druckerproduzenten den Ball abzujagen. Denen schwinden die Kräfte, erste Durchhalteparolen werden gerufen, Rufe, warum sie die Souveränität verlieren, erschallen.

Dann ein weiter Pass, Tulpenkeeper Jochen Hake will seine Strafraumbeherrschung unter Beweis stellen und irrlichtert dem Pass Richtung Strafraumgrenze entgegen. Doch da ist der Trocken-Libero vor ihm und köpft den Ball über ihn hinweg aufs Tor. Der Ball senkt sich Richtung Torlinie, trumpft auf und springt ins…Nein, über die Querlatte.

Die Tulpen wollen weiter stürmen, aber es passiert nichts mehr. Ohne noch einmal ernsthaft in Gefahr geraten zu sein, gewinnen die Xeroxianer vollkommen verdient. Keine Albiceleste hätten souveräner, cleverer, überlegener – und trockener siegen können.

sw