Den Alltag junger Menschen bezahlbar machen

Entlastungspaket für die junge Generation

Eine Junge Frau steht vor einer Glasscheibe mit Post-its. Sie macht sich Notizen und lächelt zuversichtlich.
Wir wollen Wohnen, Mobilität und Kultur für junge Menschen erschwinglicher machen. Unsere Zukunftsideen gegen hohe Mieten, für eine verlässliche Ausbildungsfinanzierung, bezahlbaren Zugang zu Kultur und für mehr politische Mitbestimmung. iStock/Rawpixel
30.09.2024

Wer von einem Ausbildungsgehalt oder BAföG lebt, den treffen die aktuellen Mietsteigerungen, hohe Ticketpreise im ÖPNV und steigende Lebenshaltungskosten besonders hart. Für viele junge Menschen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen wollen, sind diese Kosten längst zum bestimmenden Thema geworden. Wir wollen das ändern und schnüren ein Entlastungspaket für die junge Generation – mit kultureller Teilhabe, verlässlicher Ausbildungsfinanzierung, bezahlbarem Wohnen und politischer Mitbestimmung.

Die letzten Jahre haben für uns als Gesellschaft große Herausforderungen mit sich gebracht. Für die junge Generation gilt dies in besonderem Ausmaß. Junge Menschen haben in der Pandemie verantwortungsvoll und solidarisch mit älteren und vulnerablen Teilen unserer Gesellschaft zurückgesteckt und auf Freiheiten verzichtet, um diese zu schützen. Schullaufbahn, Studium und Ausbildung waren in dieser Zeit noch einmal herausfordernder und stressiger als sonst. Und parallel sehen sich Jugendliche einer krisenhaften Welt gegenüber: Je jünger man heute ist, desto stärker wird man die Auswirkungen der Klimakrise miterleben. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine verunsichert. Und wer von BAföG oder einem Ausbildungsgehalt leben muss, spürt die damit einhergehende Inflation deutlicher als jemand, der ein gutes Gehalt bezieht und schon Zeit hatte, etwas anzusparen.

Die Lebenshaltungskosten sind in den letzten Monaten und Jahren drastisch gestiegen: Lebensmittel, Mobilität, Kultur – und allem voran die Wohnkosten. Viele junge Menschen, die heutzutage ein Studium oder eine Ausbildung anfangen, können es sich nicht mehr leisten, von zu Hause auszuziehen. Die wachsende finanzielle Unsicherheit spiegelt sich auch in dem Anstieg psychischer Erkrankungen bei jungen Menschen wider. Die Lancet Kommission hat kürzlich eindrücklich beschrieben, wie die ökonomischen Herausforderungen der letzten Jahrzehnte die seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigen. Denn wir wissen: Armut macht krank und Krankheit macht arm.

Wir wollen, dass alle junge Menschen ihr Leben selbst gestalten können. Daher ist es wichtig, dass wir die Probleme, Sorgen und Erwartungen junger Menschen jetzt stärker in den politischen Fokus nehmen. Um sie unabhängig von ihrer sozialen Herkunft zu erreichen, wollen wir ein Entlastungspaket für die junge Generation auf den Weg bringen. Darin enthalten sind:

Stärkung der Studierenden

Die BAföG-Sätze müssen dringend zuverlässig und regelmäßig in einem Mechanismus mit klaren Kriterien den tatsächlichen Lebenshaltungskosten und den realen Einkommensverhältnissen erhöht werden. BAföG muss als zentrale Säule der Ausbildungsförderung dem Studium und dem Leben in einer Hochschulstadt entsprechen, um echte Bildungsgerechtigkeit zu ermöglichen. Aufgrund bürokratischer Hürden und unzureichender Fördersätze geht es an vielen Stellen an der Lebensrealität vieler junger Menschen vorbei. Darum BAföG muss als Instrument der Chancengleichheit weiter gestärkt werden.

Stärkung der Auszubildenden

Wir wollen die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung gewährleisten und Ausbildungen attraktiv machen. Dazu gehört eine faire und angemessene Ausbildungsvergütung. Außerdem wollen wir eine rasche rechtliche Verankerung des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR). Der DQR kann als verbindliches Transparenzinstrument die Gleichwertigkeit von akademischen und beruflichen Abschlüssen in der Praxis stärken und sichtbar machen. Wir setzen uns weiterhin für die Öffnung des Unterhaltsbeitrags für Teilzeitfortbildungen ein, um insbesondere Frauen zu motivieren, den Weg zum Meisterbrief oder vergleichbaren Abschlüssen einzuschlagen. Wir fordern außerdem eine praxisnahe und kontinuierliche Berufsorientierung in allen Schulen. Dies erfordert die aktive Einbeziehung von Ausbildungsbetrieben, Eltern sowie Vorbildern aus der beruflichen Bildung. Die flächendeckende Einrichtung und Stärkung von Jugendberufsagenturen unterstützt den Übergang von der Schule in den Beruf, damit alle einen passenden Ausbildungsplatz finden. Diese Agenturen sollen als zentrale Anlaufstelle dienen– von der Berufsorientierung über die Ausbildungsplatzsuche bis hin zur Begleitung während der Ausbildung.

Bezahlbares Wohnen

Mit dem Programm „Junges Wohnen“ fördern Bund und Länder in den Jahren 2023 und 2024 den Bau von neuen Wohnheimen für Studierende und Azubis. Wir wollen dieses Programm verstetigen. Außerdem muss dafür gesorgt werden, dass Azubis genauso von der Förderung profitieren wie Studierende, zum Beispiel mit der Stärkung von Azubiwerken. Wer nicht in ein Wohnheim ziehen möchte, sondern auf dem freien Wohnungsmarkt eine Wohnung sucht, hat es in vielen Städten schwer – bezahlbarer Wohnraum ist knapp und immer mehr Wohnungen werden nur auf Zeit oder möbliert und überteuert angeboten. Wir wollen, dass die vielen Lücken in der Mietpreisbremse geschlossen werden, um Mieter*innen zu schützen. Außerdem setzen wir uns dafür ein, den Mietenanstieg zu bremsen und leere Büros und Geschäfte in Wohnraum umzuwandeln. Darüber hinaus braucht Deutschland wieder einen starken gemeinnützigen Wohnungssektor. Über die Möglichkeit des Wohngeldbezugs sollte parallel besser informiert werden, um jungen Menschen alle Unterstützungsoptionen aufzuzeigen.

Bezahlbare Mobilität

Wir fordern eine familienfreundliche Weiterentwicklung des Deutschlandtickets und möchten eine kostenlose Mitnahme von Kindern und Jugendlichen in Begleitung von Erwachsenen auf dem Ticket ermöglichen. Seit dem Sommersemester 2024 haben fast drei Millionen Studierende die Möglichkeit, vom vergünstigten Deutschlandticket zu profitieren. Auch Azubis und Freiwilligendienstleistende sollten analog zum Semesterticket bundesweit ein vergünstigtes Deutschlandticket erhalten können.

Attraktiver KulturPass

Ob Konzert-, Kino- oder Museumstickets, Bücher, Platten oder Musikinstrumente – mit dem KulturPass unterstützen wir junge Menschen, Kultur selbstbestimmt für sich zu entdecken. Seit dem Start der KulturPass App im Sommer 2023 erhalten alle zum 18. Geburtstag ein Budget in Höhe von derzeit 100 Euro für vielfältige Kulturangebote. Mit der ersten bundesweiten App für Kulturerlebnisse stärken wir lokale Kulturanbietende und erleichtern jungen Menschen gleichzeitig den Zugang zu Kultur, unabhängig vom eigenen Geldbeutel. Dieses Erfolgsmodell wollen wir fortführen und jungen Menschen auch in Zukunft den Zugang zu kulturellen Angeboten erleichtern. Wir setzen uns dafür ein, dass der KulturPass so vielen Jugendlichen wie möglich neue Zugänge zur Kultur ermöglicht und in die Breite wirkt.

Ausfinanzierte Jugendprojekte und verstärkte Partizipation

Kinder- und Jugendarbeit schafft wichtige Orte für Begegnung, Selbstwirksamkeit und Gemeinschaft. Wir wollen deshalb den Kinder- und Jugendplan bedarfsgerecht ausgestalten und anschließend dynamisieren. Wichtig ist, dass wir Verbesserungen für junge Menschen mit jungen Menschen zusammen gestalten. Denn sie sind die Expert*innen ihrer  Lebenswelten. Tausende von ihnen engagieren sich in Projekten, Verbänden oder auf den Straßen und haben Kritik, Vorschläge und Forderungen, denen Raum und Aufmerksamkeit zusteht. Ihre Situation muss in ihrer Vielfalt verstanden und in allen Politikbereichen mitgedacht werden. Damit wir dies in festen Strukturen verankern können, gilt es parteiübergreifende Einigungen zu finden, um die Kinderrechte endlich ins Grundgesetz zu schreiben und das Wahlalter auch auf Bundesebene auf 16 Jahre zu senken. Denn letztendlich ist Partizipation das beste Mittel, um abzusichern, dass die Interessen junger Menschen konsequent Gehör finden.


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