Besser essen – gesund für Mensch und Planet
Veranstaltungsdetails
Über die Veranstaltung
Draußen glitzert die Spree im Sonnenlicht. Drinnen heften sich die rund 370 Kongress-Teilnehmer*innen von „Besser essen – gesund für Mensch und Planet“ der Grünen Bundestagsfraktion ihre Namensschilder an. Sie scharen sich mit Obstspießen, Tee und Kaffee um die Stehtische. Von Koch bis Kitavernetzungsstelle, vom Ernährungsmediziner bis zur Ernährungsberaterin, vom veganen Start-up bis zur ökologischen Lebensmittelwirtschaft und dem Handel - alle sind sie gekommen, um ihre Expertise beizusteuern. Sie wollen die zentrale Frage beantworten: Wie können wir uns in Zukunft so ernähren, dass es unserer Gesundheit gut tut und der unseres Planeten?
Trend zu grüner Ernährung
Den Start in die Debatte macht, Britta Haßelmann, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, in ihrem Eingangsstatement. Sie hebt hervor, dass sich die Ernährungskultur bereits in einem gesellschaftlichen Wandel befindet.
In der Zivilgesellschaft, in Verbänden, in Supermärkten und in den Küchen des Landes ändert sich sehr viel. Immer mehr Menschen ernähren sich pflanzenbasiert, ohne oder mit nur sehr wenig Fleisch. Die Lebensmittelbranche investiert in Alternativen zu Fleisch und Milchprodukten. Köchinnen und Köche ändern ihre Menüs, ihre Kitapläne setzen. Allerorten in großen Verwaltungen finden Diskussionen statt: wie ist eigentlich unser Angebot in der Kantine? Ernährungsräte verbessern die Ernährungsumgebungen vor Ort.
Britta Haßelmann, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag
Der Trend hin zu einer nachhaltigeren Ernährungskultur sei von den Grünen im Bundestag stark gefördert worden. Ohne die Grünen in der Bundesregierung wäre weder die Ernährungsstrategie der Bundesregierung, noch der Ausbau des Ökolandbaus auf den Weg gebracht worden, betont Haßelmann. Auch in jüngster Zeit hätten die Grünen im Bundestag Erfolge hin zu einer nachhaltigen Ernährungskultur wie die verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung oder den Bürger*innenrat Ernährung verbuchen können.
Recht auf Gesundheit
Im Anschluss an Britta Haßelmann übernimmt Bundesernährungsminister Cem Özdemir das Wort. Er hebt die Bedeutung von einer gesunden Ernährung für die Gesundheit der Menschen hervor. Menschen hätten ein Recht auf eine gesunde Ernährung, denn sie hätten ein Recht darauf, gesund aufzuwachsen und auch gesund alt zu werden.
Essen entscheidet über Lebenschancen. Und deshalb wollen wir Möglichkeiten und Bedingungen schaffen, dass sich alle, die es wollen, nachhaltiger und gesünder ernähren können. Daran arbeiten wir mit der Ernährungsstrategie der Bundesregierung.
Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft
Zu den Anwürfen der Werbe- und Lebensmittelindustrie gegen Werbeschranken für Ungesundes betont er, dass der Gesetzesentwurf für Kinderwerbeschutz nicht dazu diene, Werbung zu verbieten. Unternehmen dürften werben, aber für Lebensmittel und Snacks, die dazu beitrügen, dass Kinder gesund aufwachsen. Als besonderen Hebel für gesunde Ernährung identifiziert Minister Özdemir die Gemeinschaftsverpflegung.
Kitas, Schulen, Krankenhäuser und Kantinen, all das sind so genannte Ernährungsumgebungen. Und darin steckt eine immense Chance der Gestaltung. Denn in diesen Orten essen täglich bis zu 17 Millionen Menschen. Und da macht es einen Unterschied, wenn die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung endlich verbindlich werden. Es macht einen Unterschied, ob man aufgrund des verbindlichen, staatlichen Tierhaltungskennzeichens erfährt, welches Fleisch aus welcher Haltung auf den Teller kommt. Es macht einen Unterschied, wenn Mensen mit ihrem Bioanteil transparent und verlässlich für sich werben können. Genau das machen wir jetzt möglich.
Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft
Mensch und Planet im Mittelpunkt
Renate Künst, die nicht nur Initiatorin des Kongresses ist, sondern auch die Sprecherin für Ernährungspolitik von uns Grünen im Bundestag, betont im Anschluss, dass in der Debatte rund um Ernährung Mensch und Planet die Gesprächsgrundlage sein müssten. Man müsse weg von einer Diskussion, die vor allem hochverarbeitete Lebensmittel in einem intransparenten System zum Mittelpunkt mache. Stattdessen müsse das Ziel sein, Mensch und Planeten in den Vordergrund zu rücken. Dafür sprächen auch klare Zahlen.
Wir sprechen viel über die mehr als 750 Millionen Menschen auf der Welt, die hungern. Aber es gibt eben auch zwei Milliarden Menschen auf der Welt, die Übergewicht haben. Weltweit sind die ernährungsbedingten Krankheiten die häufigste Todesursache. Jeder siebte Todesfall in Deutschland geht laut OECD-Daten auf Ernährung zurück. Wir essen also auf Kosten unserer individuellen und unserer Lebensgrundlagen.
Renate Künast, MdB und Sprecherin für Ernährungspolitik
Aufgezeichneter Livestream
Veranstalter
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion
FB 2-Koordinationsbüro (Ökologie)
Platz der Republik 1, 11011 Berlin
TEL 030/227 59406
Programmauszug
Begrüßung
Britta Haßelmann MdB
Fraktionsvorsitzende
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion
Grußwort
Cem Özdemir
Bundesminister
Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft
Politische Einführung
Renate Künast MdB
Sprecherin der AG Ernährung und Landwirtschaft
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion
Podiumsdiskussion: Wie gestalten wir Ernährungsumgebungen neu? Was ist strategisch wichtig?
Prof. Dr. Britta Renner
Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)
Universität Konstanz
Billy Wagner
Berliner Sternerestaurantbetreiber
Nobelhart und Schmutzig (saisonal & regional)
Anna Sophie Feigl
Vorstand Netzwerk der Ernährungsräte e.V.
Prof. Dr. med. Georg Seifert
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin an der Charité Berlin
Moderation: Renate Künast MdB
5 Foren
1) Bio, regional, saisonal in der Gemeinschaftsverpflegung - wie bekommen wir das hin?
Die Umstellung der Gemeinschaftsverpflegung und der Ernährungsumgebung ist ein zentraler Hebel für die Ernährungs- und Agrarwende. Die Frage ist: Wie kommen wir kommunal in die Umsetzung? Herausforderungen sind EU-konforme Ausschreibungen und die Umstellung in den Küchen, täglich saisonal und frisch zu kochen. Zudem müssen die Lücken in der regionalen Verarbeitung, Vermarktung und Logistik geschlossen und Strukturen aufgebaut werden. Kitas, Krankenhäuser, Feste - der öffentliche Bereich sollte mit gutem Beispiel vorangehen. Wie die Umstellung gelingen kann, wollen wir mit den Teilnehmer*innen des Workshops diskutieren.
mit Dr. Anne Monika Spallek MdB (Moderation) | Dr. Philipp Stierand, Kantine Zukunft | Thomas Marbach, Koch und Initiator, ANSTALT für Koch- und Lebensmittelkultur | Mücella Demir, Projektleitung der BioStadt Bremen | Thomas Voß, kaufmännischer Direktor der LWL-Klinik in Münster
2) Gesundheit geht durch den Magen
Ob Adipositas, Diabetes oder Schlaganfall: für viele Krankheiten ist die beste Prävention eine gesunde Ernährung. Doch Fehlernährung zu vermeiden ist nicht immer einfach. Ein bekanntes Beispiel ist Krankenhausessen: ausgerechnet an dem Ort, an dem Menschen gesund werden sollen, ist das Essen oft ungesund – dabei sollte das Gesundheitssystem eigentlich Vorreiter sein.
Wie können wir also den Stellenwert von Ernährung im Gesundheitssystem erhöhen?
Von der Ausbildung des medizinischen Personals über einen Ernährungscheck im Krankenhaus bis hin zu nachhaltigem Krankenhausessen – wir diskutieren, an welchen Hebeln wir ansetzen müssen, um das zu erreichen.
mit Johannes Wagner MdB (Moderation) | Dorothea Baltruks, Centre for Plenetary Health Policy (CPHP) | Prof. Dr. Johann Ockenga, Direktor der Medizinischen Klinik II des Klinikums Bremen-Mitte | Prof. Dr. Kai Kolpatzik, Chief Scientific Officer beim Wort & Bild Verlag
3) Kinder schützen - weg von den Dickmachern
Ob im Fernsehen, im Internet oder durch Influencer, überall werden Kinder durch Werbung für Lebensmittel mit zu viel Zucker, Salz und Fett gelockt. Mal sind es Schokoladeneier mit Spielzeugen, mal Nougatauftstriche mit Gutscheinen für einen Fußball. Gleichzeitig haben wir bereits 15 Prozent übergewichtige Kinder in Deutschland, 6% sind adipös. Das ist fatal, denn im Kindesalter erlernte Ernährungsmuster prägen auch das Essverhalten im Erwachsenalter mit dem Ergebnis, dass durch Fehlernährung immer mehr Menschen – darunter auch schon Kinder - unter ernährungsbedingten Krankheiten leiden.
Wir wollen mit Expert*Innen darüber diskutieren, welche Möglichkeiten wir haben, um Kinder vor Zuckerbomben und Co. besser zu schützen: Von der Regulierung des Kindermarketings über die Reduktion von Zucker, Salz und Fett in hochverarbeiteten Lebensmitteln bis hin zu weiteren Maßnahmen, die die Ernährungsumgebung für Kinder verbessern.
mit Renate Künast MdB (Moderation) | Oliver Huizinga, Politischer Geschäftsführer, Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) | Prof. Dr. Martin Smollich, Universität Lübeck, Institut für Ernährungsmedizin | Christiane Seidel Leiterin Team Lebensmittel, Verbraucherzentrale Bundesverband
4) Alternative Proteine – Wie is(s)t die Zukunft?
52 Kilogramm Fleisch und 84 Kilogramm Milchprodukte konsumieren wir jährlich pro Kopf – mit teils dramatischen Folgen für Umwelt, Klima, Gesundheit und die Tiere. Unsere aktuelle Ernährung ist zu ressourcenintensiv und widerspricht Klima- und Nachhaltigkeitszielen. Wie geht das besser? Welche Veränderungen und Innovationen werden uns in ein optimiertes Ernährungssystem führen?
Gemeinsam mit Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft diskutieren wir über die Vorteile einer pflanzenbetonten Ernährung und das Potenzial von alternativen Proteinen für die Ernährung der Zukunft.
mit Zoe Mayer MdB (Moderation) | Dr. Franziska Gaupp, Senior Scientist, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Working Group Land Use and Resilience | Justus Kirchhoff, Head of Finance, VlyFoods (Hersteller von Milch-Alternativen auf Erbsenbasis) | Alex Holst, Senior Policy Manager, Good Food Institute Europe (NGO zum Thema alternative Proteine)
5) Digitalisierung für die Ernährungswende
Um die Ernährungswende in die Fläche zu bringen, muss ein einfach und bequem sein, sich daran zu beteiligen – für Privatpersonen, aber auch für Unternehmen und Kommunen. Verschiedene digitale Tools zeigen heute schon, was im Bereich Ernährung alles möglich ist – von just in time Lebensmittellieferdiensten über Lebensmittelrettung bis hin zu der Lieferung von ganzen Mahlzeiten, die man nur noch kochen muss. Doch welche Impulse kann der Bund setzen, um die regionale Versorgung und die Eindämmung der Lebensmittelverschwendung in den Haushalten, Kommunen und Unternehmen voranzutreiben?
mit Karl Bär MdB (Moderation) | Doreen Havenstein, (nearbuy) | Olaf Deininger, Journalist, Autor, Digitalexperte
Pause und Stärkung
bei Finger-Food angelehnt an die Planetary Health Diet
Zusammentragen der Ergebnisse der Foren
Zusammenfassung der Ergebnisse
Dr. Julia Verlinden MdB
stv. Fraktionsvorsitzende
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
Schlusswort und Verabschiedung
Renate Künast MdB