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Mehr Umbau statt Neubau - Flächen sparen, Klima schützen
- Der neue Baukulturbericht gibt spannende Anregungen und Lösungen für den Umbau und die Umnutzung von Gebäuden, zur Schaffung von Wohnraum und für die Weiterentwicklung unserer Städte und Dörfer.
- Umbaukultur heißt aber auch respektvoll mit unserer Heimat und den gewachsenen Quartieren umzugehen.
- Unser Ziel ist es, Möglichkeiten für den Wohnungsbau in bereits bebauten Flächen mit Vielfalt, Qualität und Dichte zu nutzen und so den Flächenverbrauch zu reduzieren.
Mit dem Schwerpunktthema Neue Umbaukultur wurde im Baukulturbericht 2022/23 ein wichtiges Zukunftsthema aufgegriffen. Ein Paradigmenwechsel muss erfolgen, weg von dem Fetisch des Neubaus auf der grünen Wiese - hin zur Umbaukultur. Es wird Zeit, dass wir die Möglichkeiten im gebauten Bestand unserer Städte und Dörfer endlich konsequent für den Wohnungsbau nutzen. Indem wir Büros und Gewerbe zu Wohnungen umbauen, Häuser aufstocken, Dachgeschosse ausbauen, Flächen mit Wohnungsbau nachverdichten und Leerstandsflächen nutzen können bis zu vier Millionen neue Wohnungen entstehen. Für den Klimaschutz, das Einsparen von wertvollen Ressourcen, und die Verringerung von Flächenneuinanspruchnahme ist die Bestandsentwicklung durch Umbau ein wichtiger Beitrag. Der Bericht zeigt auf, wie die Forderung im Koalitionsvertrags beim Flächenverbrauch, das „30-ha-Ziel bis spätestens 2030“ der Bundesrepublik, mit konkreten Maßnahmen hinterlegt werden kann. Daher begrüßen wir die wertvolle Arbeit der Bundesstiftung Baukultur, die den Bericht vorgelegt hat und werden die Ideen und Lösungen weiter verfolgen.
Neubau durch Umbaukultur statt Flächenfraß
Das Bevölkerungswachstum der Großstädte stagniert aktuell, aufgrund von steigenden Mieten und neuem Arbeiten, welches auch im Homeoffice auf dem Land geht. Der Trend zum Donut-Effekt im Speckgürtel der Großstädte und Einfamilienhaus auf dem Land nimmt zu und führt auch zu neuem Flächenfraß und Flächenkonkurrenzen zu Landwirtschaft, Gewerbe und Naturschutz. Ausschließlich auf der grünen Wiese zu bauen, ohne die Möglichkeiten im Innenbereich zu nutzen, widerspricht unseren CO2- und Flächenreduktionszielen und hat keine Zukunft.
Wie reagieren wir auf den anhaltenden Trend von Flächenfraß und klimaschädlichem Neubau? Wie es im Baukulturbericht heißt, lassen sich diese Aufgaben nur mit Weitsicht und interdisziplinär lösen, wofür es eine ganzheitliche Betrachtung, von der Bauwerks-, über die Quartiers- bis hin zur Stadtteilebene, benötigt.
Umbaukultur auf Basis der Grauen und Goldenen Energie
Auf der Gebäudeebene kommt es beim klimafreundlichen Bestandsumbau auf zwei wesentliche Faktoren an, die „Graue“ und die „Goldene Energie“.
Mit „Grauer Energie“ sind die im Bestand gebundenen wertvollen Ressourcen und Emissionen gemeint. Entscheidend für Klimaschutz ist nicht allein der aktuelle Verbrauch an Energie, Heizung, Strom, sondern die Energiebilanz von Bau über Nutzung bis hin zum Abriss, welcher durch eine Lebenszyklusanalyse aufgedeckt wird. Bei einer solch ganzheitlichen Betrachtungsweise fällt die Umweltbilanz von Bestandsbauten erhebliche positiver aus als bei Neubauten.
Mit „Goldene Energie“ sind der kulturelle, soziale, emotionale und gestalterische Mehrwert des Bestands gemeint, was auch das Stadtbild prägt und womit wir uns identifizieren. Auch diese immateriellen Werte werden bei einer ganzheitlichen Betrachtungsweise miteinbezogen.
Umbaukultur als ganzheitliche Stadtentwicklung
Damit die Vielfalt der Quartiere nicht zu kurz kommen, werden Umbau und Nachverdichtung in eine ganzheitliche Planung zusammengefasst, die sogenannte dreifache Innenentwicklung. Das heißt nicht nur die Weiterentwicklung der Bebauungsstruktur, sondern auch der grün-blauen Infrastruktur und der nachhaltigen Mobilität. Dabei entstehen neben der Nachverdichtung mit bezahlbarem Wohnraum und Mischnutzung, auch neue öffentliche Räume mit Grün- und Erholungsflächen und eine Stadt der kurzen Wege, welche für genug Bewegung im Alltag sorgt. Zusammengenommen ergibt das eine Lebensqualität, welche vor Ort in den Quartieren entsteht und erlebbar gemacht wird.
Auf der Umbauagenda stehen dabei nicht nur Stadtquartiere, sondern auch der Umbau und gemeinwohlorientierte Umnutzung der Innenstädte mit ihrem steigenden Leerstand im Einzelhandel, inklusive großer Kaufhäuser, von Bürobauten, leerstehenden Kirchen und zukünftig Parkhäusern.
Wir haben die Umbaukultur in die Wege geleitet
Diese innovative Umbaukultur haben wir mit konkreten Maßnahmen gefördert, welche auch eine Antwort auf die Wohnungskrise darstellen.
Durch das neue Bundesförderprogramm „Jung kauft Alt“, wird gezielt der Kauf sanierungsbedürftiger Bestandsgebäude unterstützt. Zunehmend leerstehende Ortszentren oder Einfamilienhausgebiete, können lebendig gehalten, effizienter genutzt und nachverdichtet werden. Diese Eigentumsförderung wird mit energetischer Sanierung kombiniert.
Durch das Förderprogramm „Gewerbe zu Wohnen“, welches wir in der nächsten Legislaturperiode angehen wollen, da dessen Förderstart für Januar 2025 vorgesehen war, indem gezielt die Umnutzung von Büros und andere leerstehende Gewerberäume zu Wohnraum gefördert werden. Nach Einschätzung lassen sich rund 50 Prozent der Bürogebäude in Deutschland mit einfachem bis mittlerem Aufwand zu Wohnungen umnutzen oder umbauen.
Eine ganzheitliche Stadtentwicklung, die sozial ausgewogen, klimafreundlich und -angepasst ist, wird am besten umgesetzt mit Hilfe der Bund-Länder-Städtebauförderung und dem Förderprogramm Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel. Diese Programme überzeugen, kommen vor Ort an, da sie besonderen Wert auf die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an der Gestaltung ihres unmittelbaren Lebens- und Wohnumfelds legen.
Weitere Instrumente für Umbaukultur notwendig
Neben der Förderung braucht es noch weitere Instrumente, mit denen die Umbaukultur gefördert wird. Hierzu gehören etwa die Einführung der Gebäudeklasse E mit klaren Vorgaben und mehr Freiheit für Bauen im Bestand und die Einführung eines Innenentwicklungsmaßnahmengebiets in das Baugesetzbuch, dass die Potenzialen des Wohnungsbaus im Innenbereich mobilisiert und gleichzeitig für die notwendigen Grünflächen sorgt. Darüber hinaus muss die Musterbauordnung klimapositives Bauen, den Bau mit Bestand und den Umbau stärker fördern.
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