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Fragen und Antworten zur Atomkraft

  • Atomkraft ist ein unbeherrschbares Sicherheitsrisiko, zu dem es saubere und sichere Alternativen gibt. Der Super-GAU in Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011 haben bestätigt, dass die Hochrisikotechnologie Atomkraft nicht beherrschbar ist. Viele haben sich spätestens seitdem gefragt: Was wäre, wenn so ein GAU mitten im dicht besiedelten Deutschland passieren würde? Oder in einem unserer direkten Nachbarländer?
  • Diese Gefahr ist jetzt weitgehend gebannt. Am 15.04.2023 gingen die drei letzten AKW in Deutschland vom Netz. Damit endete das knapp 60-jährige Atomstromzeitalter in unserem Land.
  • Heute erzeugen wir bereits über die Hälfte des Stroms in Deutschland erneuerbar. Schon 2030 sollen es 80 Prozent sein. Darauf hat sich die Ampel-Koalition verständigt und den EE-Ausbau durch mehrere Gesetzespakete seit Anfang dieser Wahlperiode beschleunigt.

Mehr Tempo beim EE-Ausbau sowie ein intelligenter und sparsamer Umgang mit Energie vor allem aus Wind und Sonne ist der richtige Weg zur sicheren Versorgung. Diese Energie ist günstig, schützt das Klima, macht uns unabhängig von Brennstoff-Importen und ermöglicht die Beteiligung vieler. Atomkraftwerke werden nicht mehr gebraucht – im Gegenteil, sie verstopfen die Stromleitungen mit teurem unsicheren Strom, denn sie können nicht flexibel auf Stromverbraucher*innen und die Produktion von erneuerbaren Energien reagieren. Die erneuerbaren Energien sind nicht nur sauber, sondern auch sicher. Von Windrädern und Solarpanels geht kein Risiko mit irreversiblen Folgen aus. Uns erreichen aber immer wieder Fragen – etwa ob wir nicht doch noch die Atomkraft brauchen und ob diese nicht günstiger wäre. Diese Fragen beantworten wir hier gerne:

 

Ist die Stromversorgung Deutschlands auch nach dem Atomausstieg am 15. April 2023 gesichert?
Ja. Deutschland hat weiterhin eine sehr hohe Versorgungssicherheit im Strombereich.

Es war richtig, die letzten Atomkraftwerke (AKW) in Deutschland im April 2023 abzuschalten. Ein Weiterbetrieb wäre nur mit großen Abstrichen in der nuklearen Sicherheit möglich gewesen. Denn eine gründliche und zeitintensive Sicherheitsprüfung der drei Atomkraftwerke war seit 2019 überfällig. Eine technische Nach- oder Aufrüstung wäre ein extrem teurer und langwieriger Prozess geworden. Das deutsche Stromnetz gehört weiterhin zu den zuverlässigsten der Welt. Trotz Atomausstieg und auch bei einem deutschlandweit vorgezogenen Kohleausstieg gibt es keine Stromversorgungslücke in Deutschland.
AKW hatten im März 2023 vor der Abschaltung nur noch einen Anteil von 5 Prozent an der Stromerzeugung, das wurde kurzfristig komplett durch flexible andere Kraftwerke ersetzt und wird mittelfristig durch die ansteigende Stromproduktion durch Erneuerbare, die im Jahr 2023 mit 55 Prozent das erste Mal einen Anteil von über der Hälfte erreichte, mehr als kompensiert.
Wir haben uns das Ziel gesetzt, bis 2030 80 Prozent des Stroms durch Erneuerbare zu produzieren. Der Stromverbrauch wird zwar aufgrund von neuen Verbrauchern wie Wärmepumpen und Elektromobile steigen, aber die neuen Ziele und Strategien der Bundesregierung zum EE-Ausbau und im Bereich der Energieeffizienz werden es uns ermöglichen, den notwendigen Strom sicher und deutlich günstiger zur Verfügung zu stellen. Das Jahr 2022 hat eindrucksvoll gezeigt, dass gerade die unberechenbare Atomkraft die Versorgungssicherheit eines Landes wie Frankreich auf unberechenbare Weise gefährden kann.

Sind die Strompreise nach dem 15. April 2023 wegen des Atomausstiegs gestiegen?
Nein. Der Börsenstrompreis ist seit dem Atomausstieg gesunken.

Im März 2023 war der durchschnittliche Börsenstrompreis 100 Euro. Im Mai, dem ersten Monat, in dem die deutschen AKW keinen Strom mehr produziert haben, ist er auf 77 Euro gesunken. Der durchschnittliche Preis war im Jahr 2023 mit 92 Euro deutlich unter dem des Jahres 2022 (231 Euro) und leicht unter dem des Jahres 2021. Die Wirkung der Abschaltung der AKW auf den Strompreis ist so minimal, dass er von anderen Effekten überlagert wird, insbesondere der verstärkten Stromproduktion aus günstigen erneuerbaren Energien.

Sind Atomkraftwerke sicher? 
Nein, Atomkraftwerke sind nicht ohne erhebliches Risiko zu betreiben und in Kriegszeiten oder bei Terrorgefahr ist die Gefahr, die von ihnen ausgeht, nochmals größer.

Wir sehen aktuell, wie in der Ukraine Atomanlagen im Besonderen und die Energieinfrastruktur im Allgemeinen zu strategischen Zielen werden, gleichzeitig haben auch im Westen in den vergangenen Monaten Cyberangriffe auf kritische Infrastruktur zugenommen. In solch einer Lage bedeutet jeder Atomreaktor eine strategische Schwäche und eine reale Gefahr. Außerdem sind die Alterung der europäischen Reaktorflotte und die zunehmende Tendenz zur Laufzeitverlängerung von alten AKW mit neuen Risiken verbunden. AKW-Reaktordruckbehälter in Belgien, Frankreich und UK weisen Risse auf, die ihre Widerstandsfähigkeit beeinträchtigen könnten. Alte Anlagen sind noch schlechter gegen externe Angriffe oder Flugzeugabstürze geschützt und sind mit weniger Sicherheitssystemen zur Unfallbeherrschung bestückt. Kurz gesagt, steigt das Unfallrisiko mit dem Alter der Anlagen.

Sind Atomkraftwerke zuverlässig? 
Nein, Atomkraftwerke fallen sehr oft aus.

Aufgrund von Störungen und langwieriger Wartungen steht Atomstrom im Schnitt mehr als ein Fünftel der Zeit nicht zur Verfügung, ein Rekord im Vergleich zu anderen Stromquellen. Dazu hat beispielsweise das Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW) geforscht. Dass es noch schlimmer kommen kann, hat sich in Frankreich 2022 gezeigt: bis zu 32 von 56 Reaktoren waren nicht am Netz und das Land war auf massive Stromimporte angewiesen. Das ist zum einen Korrosionsschäden in mehreren alten Reaktoren geschuldet, zum anderen aber auch einer andauernden Hitzewelle im Sommer. Denn Atomkraftwerke kommen mit den Auswirkungen der Klimakrise, Hitze und Wassermangel nicht gut zurecht: Um ungestört zu laufen, brauchen sie milde Temperaturen und reichlich Kühlwasser in der Regel aus Flüssen. Und die Wasserversorgung wird durch die Klimakrise immer unberechenbarer – nicht nur in Frankreich.

Wäre der Weiterbetrieb der drei letzten deutschen Atomkraftwerke teurer gewesen? 
Ja. Ältere Kernkraftwerke sind auch im Betrieb teuer, auch wegen der Fehleranfälligkeit, den Wartungskosten und Ausfallzeiten.

Somit können sie nicht mit erneuerbaren Energien mithalten. Die Laufzeitverlängerung der drei letzten deutschen Atomkraftwerke über mehrere Jahre hinweg wäre mit erheblichen Investitionen in Steuertechnik und Ausrüstung verbunden gewesen. Diese wirken sich auf die Wettbewerbsfähigkeit der Kernkraftwerke aus. Frankreich investiert im Rahmen der Laufzeitverlängerung seines Atomparks im Schnitt 1,7 Mrd. Euro pro Reaktor (siehe z.B. das DIHK-Faktenpapier auf S.8) – aus Steuergeldern. Dabei ist Atomstrom bereits vor dieser Investition wegen der gewaltigen Baukosten der AKW extrem teuer.

Ist Atomkraft eine günstige und schnell verfügbare Technologie? 
Nein, der Bau von Atomkraftwerken ist mit ausufernden Kosten und Bauverzögerungen verbunden.

Dafür gibt es etliche Beispiele, nicht zuletzt in Europa. Seit 2005 baut der staatseigene französische Stromversorger EDF einen dritten Reaktor in Flamanville. Statt wie ursprünglich geplant 2012 ans Netz zu gehen, ist der so genannte Europäische Druckwasserreaktor (EPR) nun 2024 in Betrieb genommen werden. Die Baukosten haben sich versechsfacht. In Finnland ging ein anderer EPR 2022 mit zwölf Jahren Verspätung in Betrieb – die Kosten haben sich knapp vervierfacht. Auch das AKW-Fertigstellungsprojekt Mochovce-3 in der Slowakei konnte erst nach einer zehnjährigen Bauverzögerung 2022 zum ersten Mal mit Brennstäben beladen werden, die Baukosten haben sich mehr als verdoppelt.
Eine Megawattstunde Atomstrom kostet im französischen Flamanville voraussichtlich bis zu 125 Euro pro Megawattstunde. Im Vergleich mit den aktuellen durchschnittlichen Stromgestehungskosten weltweit für Wind-Onshore (rund 29 Euro pro Megawattstunde) und Photovoltaik (rund 42 Euro pro Megawattstunde) sind Atomkraftwerke einfach nicht wettbewerbsfähig. Auch dazu hat das Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW) geforscht.

Wer trägt die Kosten der Atomkraft? 
Die Kosten der Atomkraft werden auf die Gesellschaft abgewälzt.

Wir werden noch Jahrzehnte lang die Atomkraft-Altlasten tragen müssen, die Endlagerlast sogar noch Jahrtausende. Die Rückstellungen der Atomindustrie decken das nicht ansatzweise ab. Die jährlichen Kosten der Atomenergie belaufen sich im deutschen Bundeshaushalt 2022 auf etwa 1,8 Milliarden Euro. Darunter fallen beispielsweise die Kosten der Zwischen- und Endlagerung sowie Kosten für die Stilllegung und den Rückbau von Atomkraftwerken.
Hinzu kommen andere Posten, wie etwa die insgesamt 2,4 Milliarden Euro, die die Bundesregierung 2021 den AKW-Betreibern als Entschädigung für die entgangenen Gewinne aufgrund des von der Regierung Merkel nicht entschädigungsfrei ausgestalteten Atomausstieges 2011 zahlen musste. Nicht zuletzt die Rückholung des Atommülls aus dem ungeeigneten alten Bergwerk Asse 2 in Niedersachsen wird in den kommenden Jahren weitere Milliarden kosten.
Ein Gutachten im Auftrag des Wirtschaftsministeriums kam 2015 zum Schluss, dass die Gesamtkosten für die Abwicklung der Atomkraft in Deutschland insgesamt 170 Milliarden Euro erreichen könnten. Das erscheint mittlerweile eher als eine niedrige Schätzung.

Macht sich Deutschland mit dem Atomausstieg unabhängiger von Russland? 
Ja, die Abhängigkeit von Russland war im Nuklearbereich nämlich noch größer als bei Gas.

Bei den Brennstoffen, die es zum Betrieb der Atommeiler braucht, waren wir größtenteils von Russland abhängig. 2020 stammten über 20 Prozent des in der EU genutzten Natururans aus Russland, weitere 19 Prozent aus Kasachstan (siehe hier, S.19) – ein Mitglied der eurasischen Wirtschaftsunion und somit der russischen Einflusssphäre. Weltweit stammen 53 Prozent des Urans aus Kasachstan, Russland und Usbekistan. Das Abhängigkeitsverhältnis ist auch in der Herstellung von Brennelementen besonders stark. Die EU bleibt in diesem Bereich auf absehbare Zeit verwundbar und besonders abhängige Länder, wie Ungarn, verhindern aktiv, dass die russische Nuklearindustrie unter die EU-Sanktionen gerät.

Ist Atomkraft klimafreundlich? 
Nein. Atomkraft ist in Zeiten des Klimawandels nicht mehr zuverlässig zu betreiben, weil AKWs zur Kühlung auf enorme Mengen Wasser aus Flüssen und der Umgebung angewiesen sind.
Zunehmende Dürren, Hitzewellen und sinkende Flusspegelstände, wie wir sie seit Jahren zunehmend erleben und die sich weiter zuspitzen dürften, sorgen dafür, dass Atomkraftwerke immer wieder gedrosselt oder heruntergefahren werden müssen. Dafür war und ist insbesondere Frankreich in den letzten Jahren ein mahnendes Beispiel. Auch Atomkraft selbst ist bei weitem nicht klimaneutral.
Der Uranabbau ist mit stetig steigenden CO2-Emissionen verbunden. Auch der Transport und die Anreicherung von Uran führen zu einem höheren CO2-Ausstoß. Nimmt man noch den Bau und die Instandhaltung der AKW sowie die Endlagerung hinzu, steigt der CO2-Ausstoß weiter. Aktuelle Berechnungen zeigen, dass die CO2-Emissionen der Atomkraft um ein Vielfaches höher sind, als die von Erneuerbaren Energien wie Photovoltaik und Wind. Hier eine Übersicht:

CO2-Emissionen (je nach Lieferkette, daher die Spannbreiten):
AKW                                  78-178g CO2/kWh
Photovoltaik                    0,8-26,9g CO2/kWh
Windkraft                        4,8-14,8g CO2/kWh
Gas                                    230-481g CO2/kWh
Braunkohle                     730-1.000g CO2/kWh
(Quelle:  Studie Stanford, 2019)

Nur mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien, mehr Energieeffizienz und neuen Speichertechnologien schaffen wir die Energiewende. Genau wie zum Ausstieg aus der Atomkraft hat sich Deutschland auch auf einen Kohleausstieg geeinigt. In einem ersten Schritt haben wir den Kohleausstieg in Westdeutschland bereits auf 2030 vorgezogen. Auch in Ostdeutschland wird der Kohleausstieg deutlich vor 2038 kommen, denn Kohlestrom wird immer unrentabler.

Wird mehr Kohle verstromt, um den Ausfall der Atomkraftwerke zu kompensieren?

Nein. Die Kohleverstromung war im Jahr 2023 auf den niedrigsten Stand seit 1965. Denn nicht dreckiger Kohlestrom, sondern Strom aus Wind und Sonne ersetzen Atomstrom.

Atomkraft und Erneuerbare – passt das zusammen? 
Nein, Atomkraft blockiert die Energiewende.

AKW sind unflexibel und träge. Sie sind nicht dazu geeignet, ständig auf- und abgeregelt zu werden. Atomstrom verstopft so die Netze und verhindert damit die volle Nutzung von Wind- und Solarenergie, immer wieder mussten sie bisher vom Netz genommen werden. Das war eine ökologisch und ökonomisch unverantwortliche Verschwendung. Auch wirtschaftlich behindern AKWs den Ausbau der Erneuerbaren, denn jeder Euro für Brennstäbe oder zur Lagerung von mehr strahlendem Müll fehlt für Investitionen in Wind- und Sonnenenergie, die nicht nur dem Klima, sondern vor Ort auch den Kommunen finanziell zugutekommen.

Das Abschalten der Atomkraftwerke hat den erneuerbaren Energien weiteren Rückenwind gegeben. 2023 wurde erstmals mehr als die Hälfte des Stroms durch erneuerbare Energien erzeugt. Dies unterstreicht, dass die Atomkraft nicht für die Versorgungssicherheit gebraucht wird und fossile Energien immer mehr von erneuerbaren Energien verdrängt werden.

Ist Deutschland seit dem nationalen Atomausstieg auf Importe von Atomstrom aus Frankreich angewiesen?

Nein.

Im europäischen Stromsystem wird Strom stets dort produziert, wo es am günstigsten ist. In Verbindung mit dem EU-Emissionshandel wird so sichergestellt, dass Strom nicht nur günstig produziert wird, sondern auch möglichst geringe Emissionen aufweist. In diesem Rahmen hat Deutschland nach längerer Zeit 2023 mal wieder Strom importiert – vor allem grünen Strom aus Dänemark und Norwegen, weil Erneuerbare am billigsten waren. Dänemark hat einen EE-Anteil von 80 Prozent und keine Atomkraft. Norwegen hat einen EE-Anteil von fast 100 Prozent. 2023 hat Deutschland aus Dänemark 11 Terawattstunden (TWh) Strom mehr importiert als es exportiert hat. Aus Norwegen wurden 5 TWh mehr importiert als exportiert. Gegenüber den restlichen Nachbarn hat Deutschland insgesamt 4 TWh mehr Strom exportiert als importiert. Gegenüber dem atomaren Nachbarn Frankreich sind die Importe und Exporte ausgeglichen (siehe Daten zum Stromhandel 2023).

Ist Kernfusion eine Alternative zur Atomkraft bzw. eine Ergänzung für mehr Klimaschutz?

Nein. Uns begeistern Chancen und Potentiale neuer Energietechnologie, weshalb wir sie auch weiterhin erforschen wollen. Dazu gehört auch die sachlich-nüchterne Analyse und Abschätzung von Chancen und Risiken. Ob Fusion oder andere Ansätze in Zukunft einen Beitrag zur Energieversorgung leisten können, bleibt Gegenstand anhaltender Forschung, die immer auch Sicherheitsfragen mit betrachtet.

Klar ist: Die entscheidende Zeit und Phase für Klimarettung und die Energiewende ist jetzt. Die Erneuerbaren sind jetzt schon verfügbar, risikoarm, finanzierbar und klimafreundlich. Der beschleunigte Ausbau erneuerbarer Energien muss unabhängig davon umgehend und konsequent umgesetzt werden, denn Fusion kann nach aktuellem Stand der Forschung kurz- und mittelfristig keinen relevanten Beitrag für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende und die Erreichung der Klimaziele leisten.

Auch wenn die Kernfusion seit vielen Jahren erforscht wird, befindet sich die Technologie nach wie vor im Stadium der Grundlagenforschung mit vielen zum Teil substanziellen offenen Fragen, zum Beispiel mit Blick auf den technologischen Ansatz, das Kraftwerksdesign und die verwendeten Brennstoffe. Zudem sind auch Fusionskraftwerke auf externe Kühlung angewiesen und deshalb nicht völlig klimakrisensicher. Ebenso produzieren auch Fusionskraftwerke schwach- und mittelradioaktiven Müll. Für die weitere Forschung in diesem Bereich spricht aber auch, dass sich bereits jetzt industrielle Anwendungen abseits möglicher Kraftwerkdesigns ergeben – beispielsweise durch supraleitende Magnete oder hochleistungsfähige Laser. Die Forschung hierzulande gehört aktuell zur Weltspitze und wir haben damit die Chancen, künftig bei der verantwortungsvollen Weiterentwicklung dieser Technologie eine führende Rolle einzunehmen. Die Gefahr der Proliferation bei Magnetfusion ebenso wie die militärische Komponente der Laserfusion müssen dabei beachtet werden. 

Ist die Endlagersuche schon gelöst? 
Nein, weltweit ist 2023 noch kein Endlager in Betrieb.

Die Frage der Endlagerung wurde bei den meisten Ländern, die Atomkraft kommerziell genutzt haben, lange ausgeklammert. Nach der Verabschiedung des Standortauswahlgesetzes im Jahr 2017 ist der Prozess in Deutschland nun in vollem Gange. Im Herbst 2020 hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) den ersten Arbeitsstand vorgelegt, den Zwischenbericht Teilgebiete. Er weist 90 Gebiete in Deutschland aus (54 Prozent der Fläche der Bundesrepublik), die grundsätzlich als Standort für ein Endlager in Frage kommen oder noch nicht ausgeschlossen werden konnten. In einem zweiten Schritt sollen die 90 Teilgebiete auf circa zehn Standortregionen weiter eingegrenzt werden. Wann die finale Entscheidung über den konkreten Standort für das Endlager getroffen werden kann, ist derzeit noch unklar. Gemäß Standortauswahlgesetz wurde ursprünglich das Jahr 2031 für die Entscheidung angestrebt. Heute steht fest, dass dieses Datum bei der Anwendung eines gründlichen Auswahlverfahrens nicht einzuhalten sein wird. Dennoch sollte jede Beschleunigende Maßnahme, die den wissenschaftsbasierten, transparenten und lernenden Prozess nicht behindert, getroffen werden.

Der nächste Meilenstein: ein Vorschlag für übertägig zu erkundende Standortregionen. Im Anschluss wird sich die Phase 2 auf die übertägige und untertägige Erkundung fokussieren, um den bestgeeigneten Standort zu ermitteln. Zudem muss für einen Zeitraum von 500 Jahren sichergestellt werden, dass die Abfälle gegebenenfalls wieder geborgen werden können. Hochradioaktiver Atommüll ist sicherlich die größte und langwierigste Altlast in der menschlichen Geschichte.

Mehr dazu in unserer Broschüre „Endlager – die Suche gelingt nur gemeinsam“

Wie viele Aufgaben in der nuklearen Sicherheit auch nach dem Atomausstieg bleiben beschreibt ausführlich das Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung

Ist der Atomausstieg nicht ein Sonderweg, der Deutschland in der Welt isoliert? 
Nein, der weltweite Markt für Atomkraftwerke ist rückläufig.

Die wenigsten Staaten auf der Erde setzen auf Atomkraft, selbst im technologisch hochentwickelten Europa. Nur 12 der 27 EU-Mitgliedstaaten nutzen Atomkraft. Zuletzt entschied sich Spanien im Dezember 2023 für den Atomausstieg. Nach Daten der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) wurde die maximale Anzahl an weltweit in Betrieb befindlichen Reaktoren bereits 2005 erreicht und seit 2018 ist die installierte Leistung rasant gesunken. Mit Stand 1. Juli 2023 waren in der europäischen Union nur zwei Reaktoren im Bau – und das mit horrenden Kostensteigerungen und Bauzeitverzögerungen.
Hauptgrund dafür ist, dass sich für diese teure Technologie keine Investoren mehr finden. Für private Investoren und selbst für Staaten sind Atomkraftwerke kein profitables Investment und ein unkalkulierbares Risiko. Insgesamt nimmt die Bedeutung der Atomkraft daher weltweit rapide ab. 1996 sorgte Atomkraft noch für 17,5 Prozent der weltweiten Bruttostromerzeugung, 2022 waren es nur noch 9,2 Prozent (world nuclear industry status report 2023, S.20). An der Gesamtenergieerzeugung (Strom, Wärme, Verkehr) liegt ihr Anteil weltweit nur um die 2 Prozent.

Den Rückbau der AKWs stoppen, um sie in „Reserve“ zu halten. Macht das Sinn?
Nein. Den Rückbau zu stoppen ist unsicher, technisch sehr schwierig und sehr teuer, daher auch nach Atomgesetz nicht zulässig. Als Reserve taugen die alten AKW auch nicht, nicht zuletzt, weil sie nicht flexibel einsetzbar sind.

Die Bundesregierung und die Koalitionsmehrheit im Bundestag haben Ende 2022 den Atomausstieg zum 15. April 2023 gemeinsam beschlossen. Dabei bleibt es. Der Atomausstieg macht unser Land sicherer und vermeidet Atommüll. Im Atomgesetz ist eindeutig festgehalten, dass die drei verbliebenen AKW nach dem 15. April 2023 unverzüglich stillzulegen und abzubauen sind, alles andere wäre auch viel teurer und energiepolitisch kontraproduktiv.
 

Zum Weiterlesen:
Ausführliche Broschüre des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE):
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