Online-Fachgespräch (Un)abhängig? Woher kommt das Uran für die AKW?
Der völkerrechtswidrige russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die durch Russland provozierte Gasverknappung konfrontierten Deutschland und Europa unweigerlich mit seinen starken Abhängigkeiten von russischen Energieimporten.
Während Öl und Gas aus Russland schnell mit Sanktionen durch die Europäische Union belegt wurden, herrscht über die Aufnahme von Uran auf die EU-Sanktionsliste bis zum heutigen Tag Uneinigkeit. Dabei spielt Russland auch im Atomsektor eine entscheidende Rolle – 2021 kamen knapp 20 Prozent des europäischen Uranbedarfs aus russischen Uranminen. Weitere 23 Prozent stammen aus kasachischer Uranproduktion, die wiederum zu 22 Prozent von Russland kontrolliert wird.
Unter der Frage „(Un)abhängig? Woher kommt das Uran für die AKW?“ beleuchtete das Fachgespräch mit verschiedenen Expert*innen aus unterschiedlichen Perspektiven die gesamte Wertschöpfungskette der Atomenergie und deren Abhängigkeiten.
Nach einem kurzen thematischen Einstieg in die Grundlagen der nuklearen Wertschöpfungskette durch Alexander Wimmers vom Fachgebiet Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik der TU Berlin, stellte die Generaldirektorin der Euratom Supply Agency, Agnieszka Kazmierczak, die wichtigsten Daten und Fakten des internationalen Uranhandels vor.
Die anschließende Podiumsdiskussion machte deutlich, dass sowohl im Bereich der Rohstoffverfügbarkeit als auch hinsichtlich der Fachkompetenz und nuklearer Technologien starke Abhängigkeiten von Russland existieren. Zudem bestünden vielfältige Verflechtungen zwischen dem russischen Staatskonzern Rosatom inklusive seiner diversen Tochtergesellschaften und anderen europäischen Unternehmen.
Der Atomausstieg in Deutschland wird viele dieser Abhängigkeiten beenden. Allerdings herrschte Konsens unter den Teilnehmenden der Veranstaltung, dass der Weiterbetrieb der Brennelementefertigung in Lingen ebenso wie die Urananreicherung in Gronau unvollendete Bausteine des deutschen Atomausstiegs sind. Die hierfür notwendige Änderung der gesetzlichen Grundlage habe aber derzeit keine politische Mehrheit im Deutschen Bundestag.
Auch der Uranabbau und dessen fatale sozio-ökologische Folgeschäden wurden im Fachgespräch thematisiert, ebenso wie die vorherrschende Marktdominanz von einigen wenigen Unternehmen in diesem Bereich.
Fest steht: Die Atomkraft ist eine Hochrisikotechnologie, die selbst mit höchsten Ingenieurswissen nicht beherrschbare Risiken umfasst. Im Angesicht der im Fachgespräch klar benannten Abhängigkeiten sind Forderungen nach einem Weiterbetrieb der drei noch am Netz befindlichen Atomkraftwerke in Deutschland aus Sicht der Bundestagfraktion daher schlicht unverantwortlich.
Putin missbräuchlicher Einsatz von Energie als Waffe verdeutlicht, dass dabei insbesondere Russland kein zuverlässiger Partner mehr für die deutsche Energieversorgung sein kann und darf - daher beenden wir am 15. April 2023 endgültig die Nutzung der Atomkraft in Deutschland.
Uhrzeit | Programm |
14.00 | Begrüßung und politische Einführung: Britta Haßelmann MdBFraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion |
14.10 | Impulsvortrag zu den Grundlagen der nuklearen Wertschöpfungskette Alexander WimmersTU Berlin Fachgebiet Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik |
14.20 | Keynote zu Zahlen, Daten und Fakten des internationalen Uranhandles Agnieszka Kaźmierczak Berichterstatter für Atompolitik Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion |
14.45 | Podiumsdiskussion mit Christian Kühn MdB Alexander Wimmers Klaus Gufler Günter Wippel Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz im Deutschen Bundestag Berichterstatter für Atompolitik Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion |
15.15 | Fragerunde mit Impulsvortrag von Jürgen Trittin MdB Schlusswort: Harald Ebner MdB |
16.00 | Ende der Veranstaltung |