09 Apr 2024

Hybrides Fachgespräch Nachhaltig investieren - von Greenwashing zu echtem Impact

Am 9. April haben 175 Gäst*innen digital und analog den Weg zu uns gefunden, um mit Katharina Beck MdB und Stefan Schmidt MdB sowie zahlreichen Expertinnen und Experten aus Aufsicht, Wissenschaft und Praxis diskutieren, wie wir „von Greenwashing zu echtem Impact“ kommen. Grüne Bundestagsfraktion

Auch drei Jahre nach Bekanntwerden des Skandals der Deutsche-Bank-Tochter DWS bewegt das Thema Greenwashing bei nachhaltigen Geldanlagen die Gemüter: 175 Gäste und Gästinnen haben am 09. April trotz des schönen Frühlingswetters nach Feierabend analog und digital den Weg zu uns in den Bundestag gefunden, um über Wege zu diskutieren, „von Greenwashing zu echtem Impact“ zu kommen. 

In ihrer Begrüßung verdeutlichte die finanzpolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion, Katharina Beck MdB, worum es geht: stärkeres Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in Finanzprodukte durch eine verlässliche, tatsächlich positive Wirkung nachhaltiger Produkte. Das Zielbild: Wirtschaften innerhalb der planetaren Grenzen, zum Wohle aller, dabei natürlich profitabel.

Den inhaltlichen Auftakt machte Ronny Meyer, Abteilungsleiter des Referats Grundsatz und Dialog im Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (BMUV), den Auftakt zur Veranstaltung. Dass „grün“ drin ist, wo „grün“ draufsteht, ist für das BMUV in doppelter Hinsicht relevant: Zum einen geht es darum, Verbraucherinnen und Verbraucher vor falschen Versprechen zu schützen. Zum anderen spielt das Finanzsystem bei der ökologischen Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft eine wichtige Rolle. Er erinnerte daran, dass nachhaltige Geldanlagen trotz der rasanten Steigerungsraten immer noch eine Nische darstellen und 87,5% des Marktes nicht nachweisbar nachhaltig investieren. 

Rupert Schäfer, der für das Thema zuständige Exekutivdirektor der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, machte deutlich, welche Maßnahmen aus Aufsichtsperspektive dazu beitragen können, Greenwashing einzudämmen. Er forderte eine klare, nicht irreführende Beratung von Anleger*innen, ein verständliches Reporting zur Nachhaltigkeitsleistung von Finanzprodukten seitens der Anbieter*innen und eine Übereinstimmung zwischen dem, was ein Produkt an sozial-ökologischen Mehrwert leistet, und dem, was den Kund*innen versprochen wird. Auch bei der bestehenden, oft ungenauen und zugleich komplexen Regulierung sieht er Anpassungsbedarf.

Diese Themen wurden in der anschließenden Podiumsdiskussion vertieft, die von Stefan Schmidt MdB, dem Berichterstatter für finanziellen Verbraucherschutz, moderiert wurde.

Anke Behn, Teamleiterin Finanzdienstleistungen der Verbraucherzentrale Bremen, steht Wirkungsversprechen im Zusammenhang mit nachhaltigen Finanzprodukten skeptisch gegenüber. Der überwiegende Teil der nachhaltig oder grün gelabelten Produkte verfolge gar nicht den Anspruch echten Impacts – bspw. eine messbare Reduktion von CO2-Emissionen in Einklang mit den Pariser Klimazielen - zu erzielen. Es werde lediglich ein ESG-Screening durchgeführt, mit dem neben der finanziellen Rendite auch ökologische, soziale und Faktoren der guten Unternehmensführung in die Investitionsentscheidungen miteinfließen. Anleger*innen erwarten beim nachhaltigen Investieren, dass ihre Anlage eine konkrete Wirkung erzielt; das zeigen Umfragen der Verbraucherzentralen. Da die Frage, ob die behauptete Wirkung eintritt oder nicht, in der Praxis derzeit kaum beantwortet werden könne, sei es wichtig, dass Produktanbieter und Berater*innen Transparenz schaffen und in einem weiteren Schritt ein Klassifizierungssystem erarbeitet wird.

Prof. Dr. Timo Busch, Nachhaltigkeits- und Finanzexperte der Universität Hamburg, sieht in der fehlenden Unterscheidung zwischen reinen ESG- und echten Impact-Produkten ebenfalls eine entscheidende Schwachstelle in der bestehenden Regulierung. Er forderte die Kommission auf, hier nachzubessern und neben Impact-Produkten auch Transformationsprodukte stärker in der Regulierung zu berücksichtigen. Alle Diskussionsteilnehmer*innen waren sich zudem einig, dass es zwar zur besseren Orientierung von Kleinanlegerinnen und Kleinanlegern eines Labels oder Klassifizierungssystems wie der vom Sustainable Finance-Beirat der Bundesregierung vorgeschlagenen ESG-Skala bedarf. Dies dürfe aber nicht zu einer unangemessenen Verkürzung des komplexen Themas führen. 

Der zweite Teil der Veranstaltung drehte sich vertieft um das Thema Impact. Mit Fridtjof Detzner, Co-Founder & General Partner des Impact-Investors Planet A Ventures, Aysel Osmanoglu, Vorständin der GLS Bank und Dr. Stefan Junglen, Head of Platform Sustainability der DWS Group kamen drei Praktiker*innen aus der Finanzwelt zu Wort. Moderiert wurde das Gespräch von Katharina Beck.

Fridtjof Detzner und Aysel Osmanoglu veranschaulichten, welche entscheidende Rolle Nachhaltigkeitsexpert*innen und Wissenschaftler*innen in ihren konsequent wirkungsorientierten Auswahlprozessen zukommt. Ihre Mitsprache bei Investitionsentscheidungen stellt sicher, dass die gewünschte positive Nachhaltigkeitswirkung erzielt wird.  Außerdem stehe für sie nicht die kurzfristige Rendite im Vordergrund, sondern die Begleitung der von ihnen für ihre positive Wirkung ausgewählten Unternehmen.

Der DWS Group als herkömmlichem Vermögensverwalter fällt es schwerer, den sozial-ökologischen Mehrwert ihrer Produkte zu verdeutlichen. Dr. Jungelen sprach von der Herausforderung die richtige Balance zwischen der nötigen Detailtiefe zu finden, um ihre Nachhaltigkeitsstrategie zu erklären, ohne Verwirrung bei den Endverbraucher*innen zu stiften. Hier wünschte er sich auch eine klarere Orientierungshilfe von Regulierung und Aufsicht.

In einem waren sich die Praktiker*innen aber einig: Die Kosten umweltschädlichen Verhaltens – etwa über einen angemessenen CO2-Preis – zu internalisieren, könnte einen wichtigen Beitrag leisten, um nachhaltigen Investments zum Durchbruch zu verhelfen. Frau Osmanoglu forderte zudem, auch die negative Wirkung von Unternehmen, die unsere planetaren Grenzen und soziale Fundamente missachten, stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken und für Anlegerinnen und Anleger klar auszuweisen.

  Programm
17.45 Einlass und Registrierung

18.15

Begrüßung

Katharina Beck MdB
Sprecherin für Finanzpolitik
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion

18.20

Einführung: Wirkung nachhaltiger Geldanlagen -
Versprechen und Wirklichkeit

Ronny Meyer
Abteilungsleiter Grundsatz und Dialog
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz

18.30

Keynote: Greenwashing –
Risiken für Transformation und  Verbraucherschutz

Rupert Schäfer
Exekutivdirektor Strategie, Policy und Steuerung
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht

18.40

Podiumsdiskussion: Eindämmung von Greenwashing –
die Rolle von Regulatorik und Aufsicht   
  

Anke Behn
Teamleiterin Finanzdienstleistung
Verbraucherzentrale Bremen e.V.

Prof. Dr. Timo Busch
Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
Universität Hamburg

Ronny Meyer

Rupert Schaefer

Moderation: Stefan Schmidt MdB
Berichterstatter für finanziellen Verbraucherschutz
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion

19.30

Pause mit Snacks und Getränken

19.50

Podiumsdiskussion: Von ESG zu Impact -
Herausforderungen und Lösungsansätze aus der Praxis

Fridtjof Detzner
Co-Founder & General Partner
Planet A Ventures 

Aysel Osmanoglu 
Vorständin und Vorstandssprecherin
GLS Bank

Dr. Stefan Junglen
DWS Head of Platform Sustainability
DWS Group GmbH & Co. KGaA

Moderation: Katharina Beck MdB

20.30

Zusammenfassung und Abschied

Katharina Beck MdB

20.40

Ausklang bei Snacks und Getränken

21.30

Ende der Veranstaltung