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Griff in die sozialpolitische Mottenkiste: Klare Absage an Karenztage bei Krankheit
Zu dem Vorschlag von Allianz-Chef Oliver Bäte, Beschäftigten am ersten Tag einer Krankmeldung keinen Lohn mehr zu zahlen, erklärt Beate Müller-Gemmeke, Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales:
Die Debatte um die Einführung von Karenztagen bei Krankheit ist nicht nur alt und verstaubt, sondern auch unmenschlich. Die Idee, Beschäftigten am ersten Krankheitstag den Lohn zu streichen, ist ein Griff in die sozialpolitische Mottenkiste und zeigt ein eklatantes Missverständnis von moderner Arbeitswelt und sozialer Verantwortung. Wer kranke Beschäftigte zwingen will, sich zwischen Gesundheit und Geld zu entscheiden, hat die Grundprinzipien von Solidarität nicht verstanden.
Der Vorschlag ist nichts anderes als ein Angriff auf die Gesundheit der Menschen. Karenztage schaffen keine Einsparungen, sondern sind kontraproduktiv. Sie fördern lediglich den sogenannten „Präsentismus“ – also das krank Arbeiten. Dies hat nicht nur fatale Folgen für die Gesundheit der Beschäftigten, sondern auch für die Unternehmen selbst. Menschen sind keine Maschinen. Sie brauchen auch keine Anreize, krank zur Arbeit zu kommen, sondern ein System, das ihre Gesundheit schützt und sie unterstützt, wieder fit zu werden.
Die Gesundheit der Beschäftigten ist die Grundlage für produktives Arbeiten. Notwendig ist deshalb ein gutes Arbeitsumfeld. Und eigentlich müsste längst klar sein, dass wer in die Gesundheit seiner Mitarbeiter*innen investiert, Motivation, Leistung und Loyalität zurückbekommt. Deshalb muss eine verantwortungsvolle Sozialpolitik auf Prävention und Unterstützung statt auf Sanktionen und Druck setzen.
Aus grüner Sicht gibt es eine klare Absage an jegliche Pläne, Karenztage einzuführen. Stattdessen muss die Aufmerksamkeit darauf gerichtet werden, wie Beschäftigte und Unternehmen gemeinsam gesund, leistungsfähig und erfolgreich bleiben können. Solidarität und Respekt vor den Menschen müssen im Mittelpunkt stehen – nicht die alte, verstaubte Idee, Menschen durch finanziellen Druck krank arbeiten zu lassen.