Statement vom 14.08.2023

Schahina Gambir und Sara Nanni anlässlich des zweiten Jahrestags der Machtübernahme durch die Taliban in Afghanistan am 15. August 2021

Anlässlich des zweiten Jahrestags der Machtübernahme durch die Taliban in Afghanistan am 15. August 2021 erklären Schahina Gambir, Obfrau in der Enquete-Kommission „Lehren aus Afghanistan,“ und Sara Nanni, Obfrau im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (Afghanistan):

Sara Nanni:
„Wir stecken im Untersuchungsausschuss noch mitten in der Aufarbeitung dieser Tragödie. Die Evakuierung von Staatsangehörigen, Ortskräften und anderen gefährdeten Personen lief erst an, als es zu spät war. Nach Sichtung tausender Seiten und nach zwanzig Sitzungen zur Beweisaufnahme gibt es erste Erkenntnisse, es ist aber noch zu früh für abschließende Feststellungen und Bewertungen. Es scheint aber: Negative Entwicklungen der Lage im wurden Land systematisch verdrängt und ausgeblendet, sei es aus migrationspolitischen Erwägungen oder auch, weil damit eigene als sicher geglaubte Prämissen über Bord geworfen hätten werden müssen. Gerade die Befragung derjenigen, die vor zwei Jahren politische Verantwortung getragen haben, liegen noch vor uns. Was die vielen Afghan*innen angeht, die auf uns vertrauen, muss das Bundesaufnahmeprogramm nun endlich Wirkung zeigen. Jeder weitere Tag, an dem Menschen mit Aufnahmezusage darauf warten müssen nach Deutschland einzureisen, ist einer zu viel.“

Schahina Gambir:
„Von Beginn an waren die vielfältigen Bemühungen Deutschlands viel zu wenig an die Lage vor Ort angepasst. Bis zum Schluss fehlte den Entscheidungsträger*innen das notwendige soziokulturelle Wissen zu Afghanistan. Stattdessen blieben die beteiligten Ressorts stur in ihrem eigenen Silodenken verankert, folgten ihren eigenen Sicht- und Arbeitsweisen und sprachen sich viel zu wenig ab. Eine gemeinsame Afghanistan-Strategie ist in dem gesamten 20-jährigen Zeitraum weder auf nationaler, noch auf internationaler Ebene zu erkennen. Diese Fehler dürfen wir nicht wiederholen. Die aktuelle, dramatische Lage in Afghanistan verlangt von der internationalen Gemeinschaft eine klare Antwort, die auf koordinierter Zusammenarbeit basiert, an die Lage vor Ort angepasst ist und mit einer Stimme spricht.“

Sara Nanni
Sara Nanni
Leiterin der AG Sicherheit, Frieden und Abrüstung (Sprecherin)