Rede von Marlene Schönberger Zu Protokoll: DDR-Forschung

16.05.2024

Marlene Schönberger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Die DDR-Forschung ist die Grundlage für eine angemessene Auseinandersetzung mit dem SED-Unrecht. Das sind wir den Betroffenen ebenso schuldig, wie eine angemessene Entschädigung. Gleichzeitig geht die Forschung aber weit über historische Auseinandersetzung hinaus. Das zeigt die Vielfältigkeit der Verbünde der aktuellen Förderlinie. Viele Phänomene, die sie untersuchen, finden jetzt statt. Diese wichtige Dimension fehlt mir im vorliegenden Antrag der Union.

Welche Mythen, etwa zum vermeintlich fortschrittlicheren Bildungswesen in der Diktatur, bestehen fort? Wie werden die DDR und ihre ehemaligen Bürger/-innen medial dargestellt? Auf welche Weise versuchen Rechtsextreme, sich die demokratische Protestgeschichte der DDR anzueignen? Diese Fragen sind nicht nur enorm spannend, sondern auch aktuell sehr relevant, wenn wir uns mit den Bedrohungen für die Demokratie beschäftigen. Es freut mich daher sehr, dass in den vergangenen Beratungen ein breiter Konsens zwischen den demokratischen Fraktionen herrschte, die Bedeutung der Forschung zu würdigen. Und es freut mich, dass das BMBF an einer Fortführung der Förderlinien arbeitet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, Sie beantragen nun, das Parlament möge die Regierung dazu auffordern, hierbei alles richtig zu machen. Förderlücken vermeiden, Akteurinnen und Akteure der Forschung einbinden, den Bundestag unterrichten, Wissenschaftskommunikation mitdenken. Punkte, die alle wichtig und unterstützenswert – aber genauso selbstverständlich sind. Die Vorbereitungen einer neuen Förderlinie laufen, die Wissenschaft ist natürlich eng eingebunden. Im BMBF ist in diesem Monat noch ein Fachgespräch geplant.

Es liegt ebenfalls ein Antrag aus der AfD-Fraktion vor – ihre Unterstützung der DDR-Forschung besteht aber bekannterweise vor allem darin, ein spannendes Forschungsobjekt zu sein. So relativiert die AfD am laufenden Band mit schrägen DDR-Vergleichen das Leid der Betroffenen der SED-Diktatur. Das Verhältnis der AfD zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ist ein rein instrumentelles.

Damit Antidemokratinnen und Antidemokraten mit solchen Strategien nicht durchdringen, ist geisteswissenschaftliche Forschung und im Speziellen die DDR-Forschung nicht nur hochaktuell, sondern auch unverzichtbar. Ich bin froh, dass das BMBF dem Rechnung trägt. Das kann aber auch nur ein Anschub sein. Gute Forschung und Lehre ist auf Planungssicherheit angewiesen. Eine Verstetigung, etwa durch neue Lehrstühle für die Geschichte der DDR, könnte das Thema SED-Unrecht an den Hochschulen verankern. Lassen Sie uns gemeinsam in den Ländern dafür werben!