Rede von Kai Gehring Berufsbildungsbericht

Foto von Kai Gehring MdB
17.05.2024

Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Letztes Jahr wurden in Deutschland Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von über 14 Gigawatt installiert, fast doppelt so viele wie im Vorjahr.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Der Erneuerbare-Energien-Boom ist auch das Werk top ausgebildeter Handwerkerinnen und Handwerker. Für die digitale und klimaneutrale Modernisierung unserer Wirtschaft brauchen wir akademisch und beruflich Ausgebildete gleichermaßen, also es braucht Master und mehr Meister.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Gut ausgebildete Fachkräfte sorgen an vielen Stellen dafür, dass unser Land funktioniert: in Krankenhäusern und Arztpraxen, von Verkehrsbetrieben bis hin zu Kitas. Sie versorgen, sie erziehen, sie sanieren, sie packen an und erarbeiten unseren Wohlstand.

2023 haben sich 489 200 junge Menschen für eine Berufsausbildung entschieden. Zum dritten Mal in Folge ist diese Zahl gestiegen; das ist gut. Es gibt wieder mehr Ausbildungsplätze und eine höhere Nachfrage. Junge Menschen sehen also in der Ausbildung die Chance auf eine attraktive Karriere. Und auch das ist gut so! Der Blick auf die Zahlen des Berichts zeigt aber auch, dass viele Potenziale ungenutzt bleiben. Rund 73 000 Ausbildungsplätze blieben unbesetzt, während über 26 000 Personen keinen Platz fanden. Das heißt, dass das Matching dringend noch besser werden muss.

Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren haben keinen Berufsabschluss; darauf haben viele Kolleginnen und Kollegen hingewiesen. Das ist zum einen eine schwere Hypothek der Vorgängerregierung und zum anderen eine des Schulsystems. Deshalb brauchen wir hier dringend eine Trendwende hin zu mehr Chancengerechtigkeit im Bildungssystem.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)

Wir müssen Angebot und Nachfrage besser zusammenbringen, Bildungsqualität steigern und alle Potenziale heben, und das Ganze müssen wir gemeinsam tun; denn das duale System ist ein Gemeinschaftswerk von Bund, Ländern und Kommunen, gemeinsam mit Schulen, Arbeitgebern, Gewerkschaften, Kammern und der Bundesagentur für Arbeit. Die müssen noch enger kooperieren.

Wir haben vieles initiiert, das auch wirken wird. Seit dem 1. April gilt die Ausbildungsgarantie, mit der junge Menschen auch ohne Ausbildungsbetrieb eine voll qualifizierende Ausbildung beginnen können. Wir starten endlich mit dem Pakt für berufliche Schulen und stärken seit vielen Monaten die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung, unter anderem auch mit der Exzellenzinitiative Berufliche Bildung; denn die steigert die Attraktivität der Berufsausbildung. Und wir sorgen für bessere Berufsorientierung; das ist so wichtig, gerade auch an den Gymnasien, um deutlich zu machen: Ein Studium ist nicht das allein Glückseligmachende.

Das Programm „Junges Wohnen“ ist wahnsinnig wichtig. Zehn Jahre wurde im Land diskutiert, dass nicht nur Studierende, sondern auch Auszubildende Wohnraum brauchen. Wir machen es. Und als Grüne setzen wir uns weiter dafür ein, dass auch Azubis ein vergünstigtes Deutschlandticket bekommen. Wir dürfen kein Talent zurücklassen. Deshalb ist es so wichtig, besser und gezielt in unser ganzes Bildungs- und Ausbildungssystem zu investieren. Ich freue mich auf die weiteren Debatten.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

Vizepräsidentin Aydan Özoğuz:

Der nächste Redner ist Thomas Jarzombek für die CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)