Grüne Tulpe - Nationalmannschaft der Autoren: 1:2

31.03.2008

Zeile um Zeile, Frust auf Frust

Während der letzte Sieg der Autoren gegen die Tulpe noch recht kurios bis glücklich zustande kam, war dieser schon nicht ganz unverdient. Zumindest hat wohl selten ein Team derart von der ersten bis zur letzten Minute mit Klauen und Zähnen um jeden auch noch so geringen Vorteil gekämpft. Wenn extreme Frustration als Motiv für solche Spielweise angeführt wird, hätte man diese normalerweise eher auf Seiten der oppositionellen Grünen Tulpen vermutet. Andererseits muss der politisch ambitionierte Schreiberling wohl irgendwie grundsätzlich opponieren, um relevant zu bleiben.

Das Ergebnis war nicht schön, aber es reicht den Schöngeistern, wie es ihr Kapitän noch im Moment des Schlusspfiffes zu Protokoll gab: Es reicht! Doch ebenjener Kapitän war in vielerlei Sicht auch der Spieler, der den Unterschied zwischen Tulpen und Sprachakrobaten ausmachte.

Die Sprache der Dichter und Denker ist im Vergleich zu anderen europäischen Sprachen für ihr ausuferndes Passiv bekannt. Andere Kulturvölker scheinen auf dem Papier wie auf dem Platz wesentlich stärker die Initiative, sprich das Aktiv zu suchen. Das mag sich auch in den den verschiedenen Fußballnationen nachgesagten bevorzugten Spielweisen widerspiegeln. Die Nationalmannschaftsbelletristen vermochten es wohl nicht anders als eben diese deutscheste aller Tugenden zu zelebrieren: Damit ist nicht das destruktive Querspielen gemeint, sondern die totale und kompromisslose Abwehrarbeit. Dafür gelang ihnen vorne eigentlich nicht viel, vielmehr gelang ihnen über die gesamte Spieldauer nicht, sich auch nur eine einzige Torchance zu erspielen.

Doch, in der 90. Minute schließlich schoss ihr Stürmer aus 40 Metern auf das verwaiste Tor, das der Tulpen-Torwart Jochen Hake aus Langeweile schon seit geraumer Zeit verlassen hatte, um am Mittelkreis auf seine Torchance zu warten. Doch mit etwas steif gefrorenen Gliedern gelang es eben jenem Jochen Hake gerade noch rechtzeitig zurückzueilen und den Ball mit einer seiner Tentakeln noch vor der Linie wegzufischen..

Auf der anderen Seite brachten die Tulpen an diesem Tag auch nicht viel mehr zustande. Chancen aus dem Spiel heraus wussten die Schöngeister wie gesagt durch kompromisslosen Einsatz, überragende Laufbereitschaft und häufig etwas zu spät kommende, aber nicht minder effektive Tacklings zu unterbinden. Die Folge waren neben einer verhärteten Wade, einem gedehnten Band samt zwei Tagen Krücken und einer gebrochenen Rippe etliche Pressschläge. Die drei Tulpen Tresfore Dambe (Knöchelverletzung), Alex Bögle (Sprunggelenk/Bänder) und Sebastian Wienges (Rippenbruch) werden das Spiel also in keiner guten Erinnerung behalten.     

Torgefahr entstand eigentlich nur nach Standards. Denn auch die 15. Ecke fand noch eine völlig freistehende Tulpe, die aber sämtlich ihre Kopfbälle neben das Tor setzten, André Bornstein alleine dreimal, oder auf der Linie geklärt wurden, nachdem der Torwart eine Hereingabe unterlief und Sebastian Wienges Kopfball von der Linie geschlagen wurde. Oder die Ecke von Toffi Born flog direkt ins Tor und wurde vom Torwart unter die Latte gefaustet. Ob der Ball mit vollem Durchmesser die Torlinie überquert hatte? Wer mag das zu beurteilen. Höchstens der russische Schiedsrichter, der Anno 1966 in Wembley so sicher war. Wie auch immer, sicher ist wohl nur, dass die Autoren an diesem Abend wohl die letzten gewesen wären, die das in der 89. Minute zugegeben hätten. Und so wollten die Tulpen ihren Ausgleich einfach nicht erzielen.

Dieses Bild war eigentlich nur in den ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte ein anderes, als die Tulpen ihren Gegner ausnahmsweise nach Belieben dominierten, dann aber durch im Wesentlichen nur einen Tritt den spielstarken Tresfore Dambe und damit auch wieder ihre Überlegenheit im Spielaufbau verloren.

Ansonsten passierte in der zweiten Hälfte noch weniger als in der ersten ohnehin schon. In der waren die Autoren nach einem so überflüssigen wie wiederholten Tulpen-Fehlpass von Christian Griebenow in die Mitte vor das eigene Tor durch die Geistesgegenwart des an diesem Tage fraglos stärksten Autorenspieler mit 2:1 in Führung gegangen.

Nur selten hatten die Tulpen einen kontrollierten Spielzug aufbauen und Alex Bögle seine Spitzen mit intelligenten Pässen mustergültig einsetzen können. Der 1:1 Ausgleich durch Tulpen Kapitano Kristoffer Born war eine Einzelleistung, bei der er erst entschlossen den Ball eroberte und dann kaltschnäuzig aus 20m Entfernung neben den Torwart links in die Maschen schoss.

Auch zufällig war schon die 1:0 Führung durch den überragenden Autoren gefallen, der geistesgegenwärtig nach einer Ecke, die ihm im Fünfmeterraum glücklich vor die Füße fiel, den Ball über die Linie drückte.

Da hatte sich die Qualität dieses Spiels schon angekündigt und der Autoren-Kapitän so auffällig wie plump bei fast jeder Gelegenheit gefoult, dass selbst die eigene Bank und Trainer seiner eigenen Mannschaft davon irritiert bis belustigt waren. Nicht ganz untypisch und recht aussagekräftig über seine Charaktereigenschaften war es auch eben jener Schriftführer mit Binde, der sich in der zweiten Hälfte am lautesten über die Tulpen beschwerte, die nun mit gleichen Mitteln dagegenhielten. Aber diesbezüglich gilt im Fußball das gleiche wie in der Demokratie: Jeder hat die Regierung, die er verdient.

Fazit: Kein ansehnliches, aber ein spannendes Spiel. Die Grüne Tulpe spielte einfach zu ideenlos, bewies aber bis zuletzt Kampfkraft. Doch auch mit dem Kampf konnte der Rückstand an diesem Abend nicht mehr wettgemacht werden. Es war - damit kein falscher Eindruck entsteht- kein unfaires Spiel des Gegners, doch hätte man auf grüner Seite gerne auf die bisweilen überflüssige Härte und gefährliche Tacklings einiger weniger Autoren im Freundschaftsspiel verzichtet. Denn am Ende waren die Tulpen nicht nur ob der Niederlage geknickt, sondern auch deswegen, weil drei Tulpen durch Verletzungen auf der Strecke geblieben waren und für einige Zeit ausfallen werden.