Klimaanpassung gegen Auswirkungen der Klimakrise
- Immer neue Hitzerekorde, anhaltende Dürreperioden, Hochwasser und Waldbrände gehören mittlerweile in jedem Sommer zur Nachrichtenlage. Trotz vieler Niederschläge in den vergangenen Monaten trocknen die Böden in diesem Jahr rasch aus.
- Mit dem Inkrafttreten des Klimaanpassungsgesetzes am 1. Juli 2024 gehen wir einen wichtigen und großen ersten Schritt, um die Menschen in Deutschland vor den Folgen der Klimakrise zu schützen.
- Das Gesetz wirkt: Fast 80 Prozent der Kommunen haben bereits Maßnahmen zur Klimaanpassung ergriffen oder planen diese.
Obwohl die Senkung der Treibhausgasemissionen oberste Priorität hat, zeigt fast jeder Tag, dass die Klimakrise uns längst erreicht hat. Deswegen müssen wir auch verstärkt auf Maßnahmen zur Klimaanpassung setzen.
Strategie und gute Planung gegen die Klimakrise
Seit dem 1. Juli 2024 ist das Klimaanpassungsgesetz in Kraft. Damit gilt nun ein verbindlicher Rahmen für Bund und Länder und auch Kommunen haben bessere Möglichkeiten, mit den enormen Herausforderungen des Klimawandels umzugehen. Die Bundesregierung entwickelt eine vorsorgende Strategie zur Klimaanpassung mit messbaren Zielen, die kontinuierlich evaluiert und fortgeschrieben wird. Auch die Länder und die kommunalen Ebenen sind verpflichtet, eigene Klimaanpassungs-Strategien auf der Grundlage von Risikoanalysen aufzustellen. Damit wird Klimaanpassung ein flächendeckender Teil der Daseinsvorsorge.
Erstmals verpflichten wir mit einem Berücksichtigungsgebot alle Träger öffentlicher Aufgaben dazu, die Auswirkungen der Klimakrise und eine entsprechende Anpassung auf allen Ebenen mitzuberücksichtigen sowie die Versiegelung von Böden zu verringern. Gleichzeitig soll nicht benötigter Beton weg, sodass unsere Böden wieder atmen und zu Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise werden können. Damit wird der Flächenverbrauch gebremst und eine moderne Städtebau- und Verkehrspolitik erleichtert, die zum Beispiel neuen Grünflächen den Vorrang vor Parkplätzen gibt.
Da die Herausforderungen und Gefahren der Klimakrise in Stadt und Land sowie regional sehr unterschiedlich sind, sieht das Gesetz große Gestaltungsspielräume für Länder vor. Während Landwirt*innen Hilfestellungen beim Kampf gegen zukünftige Dürren benötigen und die Menschen an unseren Küsten Schutz vor dem steigenden Meeresspiegel, hilft das Gesetz Familien in flutgefährdeten Gebieten zielgerichtet davor zu bewahren, dass ihre Wohnungen und Keller voll Wasser laufen. In Städten wollen wir Grünflächen schaffen, wo unsere Kinder im Schatten spielen können, Temperaturen durch Frischluftschneisen senken und ältere Menschen durch flächendeckende Trinkwasserspender und mit öffentlichen kühlen Rückzugsräumen entlasten. Regenwasser werden wir besser speichern und für Brunnen und Bewässerung nutzen. Das Klimaanpassungsgesetz bringt uns all diesen Zielen ein großes Stück näher und sorgt in Zeiten von Starkregenereignissen und Dürreperioden für mehr Sicherheit.
Natürlicher Klimaschutz, Wasserstrategie und Co.
Das Klimaanpassungsgesetz ist nur ein Instrument im Kampf gegen die Klimakrise sein. Mit dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) und der Wasserstrategie haben wir bereits zwei weitere wichtige Steine ins Rollen gebracht. Das ANK leistet einen Beitrag, um den allgemeinen Zustand der Ökosysteme in Deutschland zu verbessern und so ihre Widerstandsfähigkeit und ihre Klimaschutzleistung zu stärken. Natürliche Lebensräume wie Moore, Wälder, Wildnis, Auen, Meere und Küsten tragen erheblich dazu bei, die Folgen der Klimakrise abzumildern. Das Aktionsprogramm enthält insgesamt 69 Maßnahmen in zehn Handlungsfeldern. Für die Finanzierung stehen bis 2026 insgesamt vier Milliarden Euro zur Verfügung.
Die Nationale Wasserstrategie bündelt erstmals wasserbezogene Maßnahmen in allen relevanten Sektoren und beinhaltet ein Aktionsprogramm mit 79 Maßnahmen, die in den kommenden Jahren von Bund und Ländern in gemeinsamer Verantwortung umgesetzt werden müssen. Oberstes Ziel der NWS ist, dass Trinkwasser auch für kommende Generationen verfügbar bleibt.
Mit dem von der Bundesregierung angekündigten Natur-Flächen-Gesetz und der am 17. Juni im Umweltrat der Europäischen Union beschlossenen Verordnung zur Wiederherstellung der Natur stehen zwei weitere Initiativen in den Startlöchern, um der Klimakrise den Kampf anzusagen.
Druck steigt – Kommunen handeln
Die Ahrtal-Katastrophe im Jahr 2021, die vielerorts anhaltende Dürre der letzten Jahre und immer häufiger auftretende Starkregenereignisse, zeigen das erschreckende Ausmaß, das die Klimakrise mittlerweile bereits erreicht hat. Die Auswirkungen der Klimakrise werden voraussichtlich an Heftigkeit, Häufigkeit und Dauer weiter zunehmen. Dies wurde auch durch den Synthesebericht Weltklimarats der Vereinten Nationen noch einmal sehr deutlich.
Zwischen 2000 und 2021 sind Schäden in Höhe von fast 145 Milliarden Euro entstanden. Bis 2050 kann mit bis zu 900 Milliarden Euro an Schäden gerechnet werden. Einer aktuellen Studie zufolge sind in Europa im Sommer 2022 60.000 Menschen an Hitze gestorben. Davon 8173 in Deutschland. Bei ausbleibenden Anpassungsmaßnahmen erwarten die Forschenden etwa 68.000 Todesfälle pro Sommer bis zum Jahr 2030, mehr als 94.000 Todesfällen bis 2040 und deutlich über 120.000 Todesfällen bis 2050.
In einer ersten bundesweiten Umfrage des Umweltbundesamtes aus dem September 2024 wird deutlich, dass sich immer mehr Kommunen intensiv mit dem Thema Klimaanpassung beschäftigen. Über 40 Prozent der Kommunen geben an, schon Maßnahmen zur Klimaanpassung umgesetzt zu haben. Knapp 40 Prozent geben an, Maßnahmen zu planen. Mit Klimaanpassung schützen wir unsere Gesundheit und unseren Wohlstand. Neben dem Klimaanpassungsgesetz brauchen wir auch genug Geld, um die Maßnahmen umzusetzen. Wir setzen uns für eine neue Gemeinschaftsaufgabe Klimaanpassung ein, damit vor Ort genügend Geld von Bund und Ländern zur Verfügung steht.